blühender, weisser Ginsterstrauch

Angst und Mutlosigkeit

 

Elia

 

Von Elia erfahren wir viel krasses Zeug. Dennoch: Elia ist kein Übermensch, sondern einer wie Du und ich. Er hat zwar Grossartiges geleistet und einmalige Wunder erlebt, aber irgendwann ging auch ihm die Luft aus. Ende der Fahnenstange. Elia ist des Lebens müde.

1. Korinther 19,4+5

"Elia setzte er sich unter einen Ginsterstrauch und wünschte den Tod herbei. »HERR, ich kann nicht mehr«, sagte er. »Lass mich sterben! Ich bin nicht besser als meine Vorfahren.« Dann legte er sich unter den Ginsterstrauch und schlief ein".

 

Das ist heftig. Keine leichte Verstimmung. Das hier ist eine Grenzerfahrung. 

 

 

links:

"Gesunde Reue", von Nicole Krähenbühl, Ölkreide, Ausstellung Oberdorf/BL, Juni 1991

 

 

 

 

oben:

Adaption "Gesunde Reue" von Nadia Canonica, Holz

 

Wie hat es bei Elia soweit kommen können?

Es beginnt beim allerersten Auftritt von Elia, als er den König mit heftigen Vorwürfen konfrontiert und eine Dürre ansagt (1.Könige 17,1).  Weder Regen noch Tau soll es geben -  für eine lange Zeit. Elia muss von der Bildfläche verschwinden. Doch dann, nach über 2 Jahren fordert Gott den Elia auf, den König eine Nachricht zum Ende der Dürre zu überbringen (1.Könige 18,1). Elia arrangiert ein Treffen mit dem König und den Priestern des Baals. Auf dem Berg Karmel sollte entschieden werden, ob die heidnischen Götter oder Jahwe sich als stärker erweist. Es findet ein veritabler Wettkampf statt. Die Baalspriester geben alles. Elia betet. Ein Wunder geschieht. Die grosse Anzahl der heidnischen Repräsentanten verliert und der lebendige Gott schenkt dem Elia einen unvergleichlichen Sieg. Das Volk wendet sich Jahwe hin. Es folgt ein riesen Gemetzel. Elia lässt 450 Baalspriester hinrichten. Dann kommt der Regen. König Ahab und Elia scheinen vereint und Elia begleitet den Ahab bis zu seinem Regierungssitz und zieht dann weiter. Doch dann ändert sich alles. Es gibt unerwartet harten Widerstand. Isebel, die Frau von Ahab sendet einen Boten an Elia und lässt ihm ausrichten, dass sie ihn verfolgen und töten werde. Elia bekommt Angst und fürchtet um sein Leben. Es ist brutal hart für Elia: Sein Triumph über Isebels Baalpriester und das Ende der Dürre nach 3 Jahren, haben die Königin und auch den König nicht dazu gebracht, Gott zu fürchten, im Gegenteil. Elia flüchtet quer durch Israel ans andere Ende, in die Wüste, um seine Haut zu retten. Stress, wenig Schlaf, wenig Essen und Trinken, Hitze ... all das kann negative Gefühle auslösen oder fördern. Elia ist wie verwandelt. Vorher trat er mit viel Selbstbewusstsein auf. Die Androhung des Todes. Strapazen auf dem Fluchtweg: Die Häscher des Königs suchten überall im Land nach Elia. Sie waren mit Pferden unterwegs, also viel schneller. Elia konnte auch nicht in Städten vorbei um einzukehren, weil er sofort erkannt worden wäre. Im ganzen Land gab es Posten des Königs. Man kann sich gut vorstellen, was in Elia vorgehen musste. Es schien keinen Ausweg zu geben. Die Verzweiflung wuchs. Seine Seele hatte keine Kraft mehr. Der Mann, der eben noch siegte und Wunder erlebte, ist am Ende. Er hofft nur noch dort in der Wüste nicht gefunden zu werden. Eben noch als Mann Gottes voller Kraft, nun ein Flüchtender, ein Gebrochener?

 

All die grossartigen Erfahrungen und unglaublichen Wunder, welche Elia erleben konnte - alle das scheint wie weggeblasen zu sein:

  • 1.Könige 17,3 Deutliche Anweisungen durch Gott
  • 1.Könige 17,6 Elia wird von Raben versorgt
  • 1.Könige 17,16 Öl und Mehl der Witwe gehen nicht aus
  • 1.Könige 17,21+22 Auferweckung eines Jungen von den Toten
  • 1.Könige 18,7 Obadia fällt vor Elia nieder
  • 1.Könige 18,38 Feuer fällt vom Himmel
  • 1.Könige 18,39 Das Volk wendet sich Gott Jahwe zu
  • 1.Könige 18,45 Regen fällt, nach fast 3 Jahren Dürre
  • 1.Könige 18,46 Elia läuft schneller als die Pferde des Königs unter der Kraft des Herrn
 

Mit einer so gewaltigen Auseinandersetzung wie Elia bin ich in meinem Leben nie konfrontiert worden. Es ist mir erspart geblieben, dass jemand mir nach dem Leben trachtete, wegen provokativen Aussagen. Na gut, mein Gegenüber war nie ein König und ich habe auch nicht 450 Leute umbringen lassen. Aber kennen tue ich die Abläufe sehr wohl.

Da ist mir etwas gelungen. Ich hatte Erfolg. Aber nicht alle freuen sich mit. Es gibt Neider, die alles unternehmen, um die Sache madig zu machen. Sie manipulieren, wirken hintenherum, verbreiten Lügen und Angst. Plötzlich geht es nicht mehr um die Sache, sondern um dich als Person und auch um deine Existenz. Du spürst die Gegnerschaft. Manchmal nicht offen, sondern heimlich hinter deinem Rücken. Die ganze Entwicklung macht dich hilflos. Du kannst nichts mehr machen. Die Hände sind dir gebunden. Du verlierst den Mut.

Was tut Elia?

Es fällt auf, dass Elia nur noch über sich und seine eigenen Grenzen spricht. Er hat genug. Echte Reflektion und wirkliche Selbstkritik ist nicht zu finden. Elia sieht nur noch schwarz und meint, er sei nicht besser als seine Vorfahren. So ein Käse. Das ist er ja gerade nicht. Elia hat sich engagiert und sich gegen das gestellt, was Gott missfiel. Aber alles ist jetzt in negativem Licht. Elia sieht schwarz. Da würden auch gute Worte und eine Klarstellung nicht helfen. Viele Menschen haben Ähnliches in anderer Situation erlebt. Man hat die Nase voll. Genug ist genug. Die Zukunft ist dunkel. Man weiss nicht mehr, wie es weitergehen soll.

Doch dann schläft Elia todmüde ein im Schatten eines Ginsterbusches. Das ist typisch bei Überforderung. Irgendwann ist Schlafen das Einzige, was man noch hinkriegt. 

 

 

Ginsterstrauch

Der in der Bibel erwähnte Ginster ist eine weiß blühende Art, die in der Sahara, Arabien, in den Wüsten und an den sandigen Küsten von Israel sowie auf den Sandböden in Samarien wächst. Der weiße Ginsterstrauch wird 1,5 bis 3 Meter hoch. Aus einem kurzen Stamm wachsen aufrechte, rutenartige Zweige.

 

Was tut Gott?

Wir erfahren von mehrfachem Eingreifen Gottes. Interessant ist aber, dass er das Problem nicht löst. Es hätte doch so viele Möglichkeiten gegeben. Wie wäre es damit: Ahab stellt sich ganz zu Jahwe und weist seine Isebel zurecht. Oder Isebel kommt zur Einsicht über Nacht. Das Volk hätte sich durch die Erfahrung auf dem Karmel auf die Seite von Elia stellen können. Isebel könnte an einem Herzinfarkt sterben. Hätte, würde, wenn und aber .... ja, von solchem Eingreifen Gottes habe ich auch schon geträumt. Von all dem hört man aber nichts. Gott löste das Problem nicht und er griff auch nicht in markanter, übernatürlicher Weise ein. Wir erfahren auch nichts von tröstenden Worten oder irgendwelchen Streicheleinheiten: "Oh Du armer Elia, Dir ist es aber dreckig ergangen". Du hast Dich so eingesetzt und jetzt musst Du um Dein Leben fürchten und Dich verstecken. Ich bedaure so, dass Du die Isebel sich so elend verhält und Du jetzt ganz allein bist". 

Nein, Gott sendet einen Engel und was tut dieser?  Der Engel weckt Elia und gibt ihm zu Essen - Fladenbrot und Wasser (Vers 5). Elia schläft nochmals und der Engel weckt Elia erneut, um ihm zu Essen zu geben. Schlafen und Essen, das ist es, worin Gott den Elia unterstützt hat. Das scheint ganz banal, aber solche Zuwendungen sind nicht zu unterschätzen. Oft sind Engel nicht zu sehen, aber manchmal schickt Gott einen Menschen als Boten Gottes. Dann weist der Engel dem Elia auch den Weg: "Du hast einen weiten Weg vor Dir". Gott ist mit Elia noch nicht fertig. Das wird hier deutlich. Obwohl, die Realität des Lebens sieht eigentlich anders aus. Da bekommt man eher den Eindruck, Gott hätte einem vergessen. So sehr, dass wir dann und wann uns auch die Frage stellen, ob es angesichts unserer Lebenssituation Gott überhaupt gibt. Hier bei Elia stellt Gott dem nichts entgegen. Es ist lediglich der Engel, der den Elia unterstützt. Jemand, der ihm im ganz Existenziellen hilft und den Weg weist. Das hat Elia aufgerichtet, so dass er weiterziehen kann. Er geht dorthin, wo einst Mose dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs begegnete - zum Berg Horeb (Vers 8) - also noch weiter in die Wüste.

Wir erfahren in 1.Könige 19,4, Elia sei von Be'er Sheva einen Tag Richtung Süden gegangen. Etwas später dann in Vers 8, dass Elia ununterbrochen 40 Tage lang bis zum Berg Gottes, dem Horeb im heutigen Sinai wanderte. Das sind etwa 400 km und insgesamt 3000 Meter bergab und 4000 Meter bergauf. Elia könnte bei En Avdat und Mitzpe Ramon vorbeigekommen sein - siehe Artikel: "die Wüste Negev".

Am Horeb begegnete schon Mose dem lebendigen Gott, nachdem er 40 Tage gewartet und gefastet hatte. Elia wanderte 40 Tage lang ohne zu essen bis er den Berg erreichte. Wird Gott sich ihm offenbaren und ihn ermächtigen, Isebel und ihre Baal-Fanatiker zu vertreiben? Wird ein zweiter Anlauf Erfolg haben? Oder muss er, weil allein auf weiter Flur aufgeben?

 

Am Horeb übernachtet Elia in einer Höhle. Und dann eine interessante Formulierung: "Gott findet ihn". Als ob Gott den Elia hätte suchen müssen, wie die Nadel im Heuhaufen!  Nein sicher nicht. Die Worte zeigen aber, dass Gott an Elia interessiert ist. Gott ist an Dir und mir interessiert. Gott sucht uns. Der lebendige Gott sucht das Verängstigte, das Verlorene (siehe: Gleichnis vom verlorenen Schaf Lukas 15,4–7).

Dann spricht Gott den Elia an: "Elia, was tust du hier"? Warum diese Frage? Wäre Elia voller Energie gewesen, hätte er sich wahrscheinlich geärgert und gesagt: "Was fragst Du mich so blöd? Ich habe nur gemacht, was Du gesagt hast." Allerdings, wenn man genau hinhört, ruft die Frage von Gott bei Elia auch Widerspruch hervor. Das Entscheidende: sie öffnet den Raum.

Es bricht aus Elia heraus:

1.Könige 19,10

"HERR, ich habe mich leidenschaftlich für dich, den Gott Israels und der ganzen Welt, eingesetzt; denn die Leute von Israel haben den Bund gebrochen, den du mit ihnen geschlossen hast; sie haben deine Altäre niedergerissen und deine Propheten umgebracht. Ich allein bin übrig geblieben und nun wollen sie auch mich noch töten."

Es gehört zum Heilungsprozess, wenn die angestaute Not aus uns heraus bricht. Es ist gut, wenn wir sagen können, was uns auf dem Magen liegt und uns fertig macht. Das ist dann meistens auch nicht sehr fromm und glaubensvoll. Elia sieht seinen Einsatz und den scheinbar mageren Erfolg und Elia sieht sich allein. Das Gefühl, allein zu sein, der/die Letzte und Einzige zu sein, der/die sich für etwas einsetzt, kann einem fertig machen.

Gott weist erneut den Weg. Elia soll vor die Höhle gehen und sich Gott stellen. Und das ist dann schon irgendwie speziell. Elia muss lernen hinzuhören, denn Gott kommt leise, sanft in einem Flüstern, nicht laut und mächtig. Nach all den lauten und heftigen Erfahrungen, findet die Begegnung mit Gott jetzt ganz im Leisen und ganz unspektakulär statt. Erneut fragt Gott den Elia danach, was er denn hier tut. Als ob er es nicht wüsste. Elia wiederholt Wort für Wort was ihm auf dem Herzen liegt (Vers 14). Dieselbe Leier wie vorher. Und doch, es ist wichtig, den Schmerz herauslassen zu können. Es ist wichtig zu wiederholen. Immer und immer wieder.

Jetzt antwortet Gott ganz konkret. Er gibt einen neuen Auftrag. Es ist wichtig, zu verstehen, was zu tun ist. Ich kann mich noch lange verkriechen und kann noch lange in der Wüste herumziehen .... Gott will mich und Dich herausführen, mir und Dir eine neue Perspektive geben. Er ist mit dir und mir noch nicht fertig.

Ist das zumutbar? Ist das überhaupt schaffbar? Elia soll einen 100te Kilometer langen hochgefährlichen Fussmarsch machen quer durch die Gegend, wo man ihn kennt und ihm nach dem Leben trachtet. Er soll wieder dorthin, von wo er geflüchtet ist. Sein Auftrag: 3 Männer mit Öl für einen Auftrag salben. Und dann die Zusicherung. Elia bekommt zu hören, was ihm besonders wohl getan haben muss. "7000 haben ihre Knie nicht vor dem Baal gebeugt". 7000 das ist schon was. Es ist keine Armee gegen Isebel, aber Menschen, die das Herz auf dem rechten Fleck haben. Menschen, die an derselben Sache leiden und sich nicht unterkriegen lassen. Elia ist entgegen aller Vermutungen nicht allein.

 
 

Unter folgenden Links findest Du eine ganze Themenreihe zum Leben des Propheten Elia:

 

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