Unerwartet harter Widerstand

 

Elia

 

Der Prophet Elia gilt als einer der grossen Männer Gottes. Sein grosses Vertrauen auf Gott ist bis heute richtungsweisend. Er rechnete damit, dass Gott übernatürlich wirkt. Im Neuen Testament wird Elia als Vorbild genannt, weil sein Gebet so voller Glauben war, dass Feuer vom Himmel fiel und selbst ein Toter wieder auferweckt wurde. 

Doch wir erfahren auch von einer ganz anderen Seite des Propheten:

 

1.Könige 19,3+4

"Es packte Elia die Angst. Er rannte um sein Leben und floh bis nach Beerscheba ganz im Süden Judas. Dort ließ er seinen Diener, der ihn bis dahin begleitet hatte, zurück. Allein wanderte er einen Tag lang weiter bis tief in die Wüste hinein."

 

Was soll das? Wie passt dieser Bibeltext zum Bild von Elia? Was ist geschehen?

Wir hören von einem Propheten, der um sein Leben fürchtet und vor lauter Angst davon rannte. Entschuldige meine Ausdrucksweise. Aber Elia scheisst sich in die Hosen und haut ab, so weit weg, wie es nur geht. Er geht bis ans andere Ende des damaligen Königreichs, etwa so, wie wenn Wilhelm Tell nach Genf abgehauen wäre. Im Gegensatz zu Genf haut Elia ab in die kaum besiedelte Wüste, wohl in der Hoffnung, dass ihn dort niemand finden würde. Elia hatte die Nerven verloren.

 

Was steckt dahinter? Was ist geschehen?

Es geht um einen Konflikt mit dem König Israels. Angefangen hat alles mit der Ankündigung von Elia, dass es die nächsten Jahre weder Regen noch Tau geben würde (1. Könige 17,1-3).

König Ahab weist die Schuld dafür dem Propheten Elia zu. Schliesslich habe der die Dürre ja heraufbeschworen. Elia widerspricht:

1. König 18,18

"Nicht ich bin an dem Unheil schuld, sondern du und deine Familie! Ihr macht euch nichts mehr aus den Geboten des Herrn. Stattdessen wirst du dich dem Götzen Baal an den Hals und verehrst seine Statuen".  

Andere sind schuld, das ist unsere normale Reaktion. Die Frage, die wir uns stellen müssen ist: Wo würde es an mir liegen, selbst Verantwortung zu übernehmen?

Ursache für die Dürre ist der König und seine Familie, so Elia. So eine Aussage muss zu Widerspruch führen. Für so etwas wurden schon viele Leute hingerichtet.

 

In der Folge kommt zum Showdown, einem Kräftemessen. Elia fordert die Priester des Baalkults heraus. Sie gegen Elia. Der Gott Baal gegen den Gott Israels. Und Baal versagt kläglich, aber der Gott Israels erweist sich als mächtig. Dann eskaliert die Situation.

Elia fordert das Volk auf:

1. Könige 18,40

"Packt die Propheten von Baal! Keiner soll entkommen!« Sie wurden festgenommen, und Elia ließ sie hinunter an den Fluss Kischon führen und dort hinrichten."

Der Künstler Ernst Barlach zeichnet denn auch Elia auf eine ganz andere Art. Ein zorniger Prophet, ein Eiferer, der zum Töten aufruft, einer im Blutrausch. Dann auch ein Mann voller Zweifel, ein Mensch an seinen Grenzen. 

Wir lesen in der Bibel nichts davon, dass Gott diesen Showdown, der im Gemetzel endete befohlen hätte. Fest steht aber auch, dass wir nichts über eine Kritik Gottes am Handeln von Elia vernehmen.

 

Wohlverstanden, es geht hier um 450 Baalspriester, welche liquidiert wurden. Was mit den 400 Priestern der Aschera geschah wird nicht erwähnt (Vers19). Das war ein riesen Gemetzel. Vergessen darf man nicht, dass vorher (1.Könige 18,3) die Propheten Israels getötet wurden. Obadja, ein anderer Prophet konnte gerade noch 100 von ihnen verstecken vor der Mordlust der Königin Isebel.

Schnell will man sich an dieser Stelle über die Zustände von damals entsetzen. Aber machen wir uns nichts vor. Heute ist es nicht besser. Ganze Völker werden ausgerottet. Diktatoren stecken ihre Gegner in Gefängnisse, oder lassen sie vergiften oder sie abschiessen. Menschen werden auf schreckliche Weise gefoltert. Nur, davon wollen wir nichts hören. Gott aber scheut sich nicht die Dinge beim Namen zu nennen.

In unserer Geschichte um Elia ist das alles kein Thema. Es wird berichtet, im Sinne einer Feststellung - ohne Kommentar und ohne Beurteilung. Es ist einfach so in unserer Welt. Es geschieht entsetzlich Schreckliches. Wir Menschen sind zu allem fähig, zu jeder Zeit.

 

Dann wechselt die Blickrichtung. Wir erfahren (Vers 41), wie Elia seinem König empfiehlt etwas zu essen, weil bald der Regen komme. Das tönt so unwirklich. Nach diesem Gemetzel soll der König essen, so als ob nichts gewesen wäre. Der Arme. Er könnte ja nass werden und dann vom Streitwagen fallen, wenn er sich beeilen muss.  Und der König isst und trinkt. Scheinbar war zwischen Elia und König Ahab alles in bester Ordnung. Die beiden machen sich auf den Weg zum Regierungssitz in Jesreel. Die Formulierung (V46) legt nahe, dass Elia nicht in die Stadt hineinging, sondern sich vorher von Ahab getrennt hat und in eine andere Richtung weitergegangen ist, was in Kapitel 19 bestätigt wird, denn Elia wird ein Bote der Königin hintennach geschickt. Nach diesem Gemetzel verabschiedete man (Ahab und Elia) sich und winkte sich zum Abschied freundlich zu. Ja hallo!?

 

Jetzt ändert sich die Tonlage. Der Bote übermittelte eine äusserst bedrohliche Nachricht von der Königin:

1.Könige 19,2

"Die Götter sollen mich schwer bestrafen, wenn ich dir nicht heimzahle, was du diesen Propheten angetan hast! Morgen um diese Zeit bist auch du ein toter Mann, das schwöre ich!"

Und jetzt packt den Elia die nackte Angst. Er rennt um sein Leben. Er flüchtet vor den Häschern, soweit es nur geht, bis ans andere Ende des Königreichs. Wir vernehmen nichts mehr von grossem Glaubensmut und intensivem Gebet.

Auf der Karte ist der Weg von Elia aufgezeichnet. Von Jesreel quer durch Israel an den Rand des Reiches in die Stadt Beersheba, und weiter in die Wüste Richtung Süden. Von Jesreel nach Beersheba sind es etwa 250 km und etwa 500 m Höhenunterschied. Bei 30km pro Tag macht das etwa 8 Tage, in denen Elia auf der Flucht war plus dann noch der eine Tag von Beersheba (19,3) Richtung Süden in die Wüste (19,4).

In der Reisenotiz "Wüste Negev" gibt es einen Absatz zum Tal En Avdat in der Wüste Zin, das etwa 40 km südlich von Beersheba liegt.

Der Weg von Elia war beschwerlich und bestimmt auch gefährlich. Nirgends war er mehr sicher.

 
 

Wie ist die Situation einzuordnen?

So viel zu den Ereignissen. Es stellt sich jetzt die Frage, wie das Ganze einzuordnen ist. Es steht in der Bibel nichts darüber. Aber ich persönlich denke, dass Elia sich selber überschätzt hat und er auch die Situation unterschätzt hat. Betrachtet man die ganze Sache von einer übergeordneter Ebene, dann kann man sagen, dass die ganze Sache irgendwie vorhersehbar gewesen ist. Elia hätte mit so einer Reaktion rechnen müssen. Irgendwie ist es doch logisch, dass die Vorwürfe von Elia an den König zu Widerspruch führen müssen. Und was hat sich Elia gedacht, als er sich auf diesen krassen Wettstreit mit dem Feuer eingelassen hat? Und dann, die Ermordung all dieser Baalspriester. Das alles musste doch eine Gegenreaktion hervorrufen. Oder ist Elia etwa davon ausgegangen, dass Gott es schon richten würde und alles gut kommen würde? Hat er etwa naiv damit gerechnet, Ahab mit dem Feuerspektakel überzeugen zu können? Und hat er angenommen, dass dessen Frau Isebel keine Macht hat, oder einfach alles hinnehmen würde. Trotz seines Gehorsams, trotz seines Mutes und seines Gebets kam der Tag, wo Elia plötzlich auf sich selbst sah und schwach wurde. Das macht auch uns vorsichtig – im Urteil über ihn und über uns selbst. Es gibt im Glaubensleben keine Garantien und Patentrezepte. Selbst bei Elia erwies sich die Stunde nach dem Sieg als gefährlicher als die Zeit des Kampfes.

Ich finde es ganz schön "beunruhigend", zu sehen, dass so eine Fehleinschätzung und die entsprechende Reaktion der Angst, selbst einem so "erhabender" Gottesdiener passieren kann. Wie oft schon bin ich im Nachhinein überrascht gewesen über meinen eigenen Glaubensmut und in der Folge auch perplex angesichts des Widerspruchs und der folgenden Konsequenzen. 

Wir fühlen uns schnell ungerecht behandelt. Ich kann das Gejammer gar nicht mehr hören: "Ach die bösen Medien schreiben so schlecht über uns Christen". Und dann die Politik: "Wir werden immer benachteiligt". Es ist selbstredend, dass dort, wo wir vom lebendigen Gott reden andere dagegen halten. Dass Gott sich in dieser Welt manifestiert und Menschen ihr Leben auf ihn ausrichten, das passt nicht allen. Widerstand ist in solchen Situationen doch nur normal. 

In der Apostelgeschichte z.B. kam es zu einem Volksaufstand. Gold- und Silberschmiede hetzten die Leute auf, weil Paulus ihnen das Geschäft mit dem Verkauf von Götterstatuen mies machte.    

Apostelgeschichte 19,23-40

Jesus meinte: 

Matthäus 10,16

"Ich sende euch wie Schafe unter Wölfe"

 

Matthäus 10,34

"Meint nur nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Nein, ich bringe Kampf!"

 

Wir sollten gewappnet sein. Glaube ist zwar gratis, ein Geschenk. Andererseits bringt Glaube auch Konsequenzen mit sich und kostet. Bereit sein ist alles.

Wichtig ist auch zu verstehen, dass der lebendige Gott uns nicht alleine in der Bredouille sitzen lässt. Elia konnte das auch erleben. Im Verzagen begegnete ihm Gott und half ihm weiter.

Matthäus 10,26-32

"Fürchtet euch nicht vor denen, die euch bedrohen! Denn nichts bleibt für immer verborgen, sondern eines Tages kommt die Wahrheit ans Licht, und dann werden alle Geheimnisse enthüllt. Was ich euch im Dunkeln sage, das gebt am helllichten Tag weiter! Was ich euch ins Ohr flüstere, das ruft von den Dächern. Habt keine Angst vor den Menschen, die zwar den Körper, aber nicht die Seele töten können! Fürchtet vielmehr Gott, der beide, Leib und Seele, dem ewigen Verderben in der Hölle ausliefern kann. Welchen Wert hat schon ein Spatz? Man kann zwei von ihnen für einen Spottpreis kaufen. Trotzdem fällt keiner tot zur Erde, ohne dass euer Vater davon weiß. Bei euch sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Darum habt keine Angst! Ihr seid Gott mehr wert als ein ganzer Spatzenschwarm."

 

 

 

 

 

Unter folgenden Links findest Du eine ganze Themenreihe zum Leben des Propheten Elia:

 

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