"Dragonnad" von Jules Girardet - Koller Auctions, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=136514177

Gänsespiel

 

Hugenotten, Teil 14, Umerziehung

Louis XIV nahm den Protestanten die Kinder weg und liess sie nach seinem Befehl umschulen.

Bild aus: Musée du desert

 

Text aus: Informationsschrift des Museums

 

 

 

 

 

 

Merkwürdiges "Gänsespiel", das man in den Klöstern spielte, in denen junge Protestantinnen eingeschlossen waren. In verschiedenen Lehrsätzen auf den Feldern dieses Spiels sind die Grundzüge der katholischen Religion aufgeführt. 

Die Treppe "des Cordeliers" führt mit ihren 124 Stufen zum Kloster von Crest. Hier wurden viele Kinder protestantischer Eltern von Soldaten "umerzogen". Was die Kinder alles durchmachen mussten ist kaum vorstellbar. 

 

 

 

 

1740 schloss das Haus zur "Ausbreitung des Glaubens" von Grenoble 400-500 kleine Hugenotten ein. Weil 5 von ihnen ausgebrochen waren, warf man deren Eltern in den Turm von Crest um die Kinder gefügig zu machen. Einen Einblick über die Leiden der Kinder bekommt man durch die Erzählungen von Blanche de Gamon, welche verkrüppelt und voller offener Peitschenwunden an den Händen herauskam. 2 Knaben wurden gefoltert, bevor sie ins Gefängnis geworfen wurden, weil sie an einem Gottesdienst teilgenommen hatten. Der Sohn einer armen Witwe wurde erhängt. Als Herr Dumont vernahm, dass ihm seine Tochter nehmen wollte, flüchtete er in den Wald. Der zuständige Abgeordnete liess kurzerhand dessen schlafende Frau abführen und in den Turm werfen. Um seine Frau zu retten, lieferte der arme Mann sein Kind aus. Er sah aber weder seine Frau noch sein Kind je wieder.  

Unerwartete Wirkung

Die Verfolgung der ganz Kleinen hatte unerwartete Wirkung. Sie begannen im Schlafen zu Zittern und zu Prophezeien und das in allen Gefängnissen der Provinz. Man verhörte und folterte sie und fand doch kein Mittel gegen diese Epidemie des "Fanatismus", wie man sie nannte. Die erste bekannte Prophetin war eine Hirtin von Saou, Isabeau Vincent. Man kam von weit, um sie zu hören. Die Verwaltung liess sie im Turm von Crest einsperren. Dort antwortete sie den Bedrohungen mit dem prophetischen Wort: "Sie können töten, meine Herren, aber Gott wird andere erwecken, die vom schönsten aller Dinge reden".

Die Propheten sind in ihrer großen Mehrheit junge Frauen oder junge Männer. Sie stammen aus dem Volk, die meisten sind Analphabeten und sprechen nur ihren heimatlichen Dialekt. Ihre Botschaft:  „Tut Buße, geht nicht mehr zur Messe, wendet Euch vom Götzendienst ab“. Tut Buße für das massenhafte Abschwören im Jahr 1685; hört auf so zu tun, als ob ihr noch Katholiken wärt, denn der „Untergang Babylons“ (das Ende der katholischen Kirche) ist nahe. Diese Prophezeiung wird genährt durch einen 1686 veröffentlichten Text von Pierre Jurieu « L’accomplissement des prophéties  » (Die Vollendung der Prophezeiungen), der die Befreiung der Gläubigen binnen einer Frist von drei Jahren ankündigt.

Als die Verfolger die letzten dieser kleinen Propheten beseitigt hatten, fanden sich andere Gläubige, die vor nichts zurückschreckten. Eine von 500-600 Zuhörern des Predigers Magnat aus Lozeron, Louise, Moulin de Beaufort, wurde 1687 verhaftet und in den Turm von Crest geworfen. Weil sie den Richtern widerstand, wurde sie dazu verurteilt, vor dem Haus ihrer Eltern erhängt zu werden.

"Minderjährige Propheten in den Cévennen", 19. Jh, Gravur in Französischer Geschichte, von Henri Martin

 

Einmal mehr tun sich auch in diesem Kapitel der Umerziehung von Kindern menschliche Abgründe auf. Bis heute sind es die Schwächsten, die den höchsten Preis in Konflikten bezahlen. 

 

Psalm 8,3

"Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge hast du ein Bollwerk errichtet / wegen deiner Gegner, um zum Einhalten zu bringen Feind und Rächer."

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