Die Mächtigen dieser Welt

 

Wie tragfähig bleibt das Modell der freiheitlichen Demokratie im Angesicht von mehr und mehr Regierungen, die sich autokratisch aufstellen? 

Wladimir Putin, Xi Jinping, Recep Erdogan und Baschar al-Assad und so manch andere richtig Mächtige. Dazu gehören auch Milliardäre, die durch ihr Vermögen nicht selten Macht ausüben zum eigenen Vorteil. Seit dem Krieg von Russland gegen die Ukraine sind wegen der Sanktionen die Oligarchen in aller Munde. In Russland haben sie ihren Reichtum weitestgehend durch Öl und Gas erlangt. Sie üben Einfluss auf den Kreml aus und die Politik rund um Präsident Wladimir Putin, welcher den Oligarchen in Russland einige Vorteile einräumt. In anderen Ländern nennt man diese Personen meist eher Wirtschaftsmagnat oder Tycoon. Elon Musk ist einer davon - ein westlichen Oligarchen.

Es war ein bizarres Schauspiel, als am 8. Oktober 2024 der Tesla-Gründer und Tech-Milliardär Elon Musk Seite an Seite mit Donald Trump auf der Bühne stand. Bei der Kundgebung schwor der Republikaner seine Gefolgsleute auf einen Sieg bei der Präsidentschaftswahl am 5. November ein. Nachdem Trump Elon Musk dazu aufruft, sich an die Besucherinnen und Besucher zu wenden, springt dieser wie ein „jauchzendes Kind“ auf die Bühne, titelt die Zeitung "Zeit". Mit seinem hüftsteifen Hüpftanz enterte er die Wahlkampf-Bühne, riss die Arme in die Luft und lieferte dabei Material für hunderte Memes. Wenige Momente später fordert Musk mit drastischen Worten die Menge auf, Trump zu wählen. „Wenn ihr nicht wählen geht, wird das die letzte Wahl sein“, verdeutlicht er. 

 

Elon Musk unterstützt Donald Trump mit 130 Millionen im Wahlkampf. Niemand sonst hat in Trump so viel investiert. Nicht nur das. Er ist auch verantwortlich für das sogenannte «Groundgame» in den Swing States. Das bedeutet, dass es dafür sorgen muss, dass die Menschen nicht nur für Trump schwärmen, sondern auch für ihn ins Wahllokal gehen. Im Wahlkampf verspricht Elon Musk den Wählern in amerikanischen „Swing States“ mit einer Aktion, welche juristische Fragen aufwirft, jeden Tag bis zur Wahl eine Million Dollar. Die Personen müssen registriert sein und eine Petition des Aktionskomitees "Amerika PAC" unterschreiben. Musks Aktionskomitee verspricht noch andere Belohnungen. Wer eine andere Person dazu bringe, die Petition zu unterzeichnen, bekomme dafür 47 Dollar. In Pennsylvania werden für eine Weiterempfehlung 100 Dollar versprochen. Und krass. Die Rechnung ist aufgegangen. Trump hat in allen 7 besonders umkämpften US-Bundesstaten, den Sieg geholt. 

 

Elon Musk ist Stand 11. November 2024 der reichste Mensch der Welt und führt damit zum ersten Mal führt die Liste »The World's Billionaires« vom US-amerikanischen Wirtschaftsmagazin Forbes an. Das Vermögen des Tesla Chefs und Eigentümers der Plattform X (ehemals Twitter) und Mitbegründer des Raumfahrtsunternehmens SpaceX liegt bei rund 304 Milliarden US-Dollar. Musk erlebte nach einem schwierigen Jahresbeginn einen enormen Aufschwung. Seit April wuchs sein Vermögen um 100 Milliarden Dollar.

Das muss man sich auf der Zunge vergehen lassen. 

Allein im ersten Quartal 2022 verdienete Musk innerhalb einer Sekunde 14'250 US-Dollar. Innerhalb von zehn Sekunden verdiente Musk bereits 142.500 US-Dollar, wovon sich 310 Tonnen Weizen kaufen lassen würden. Oder, anders gerechnet: Die durchschnittliche Ernte von 41 Hektar Agrarland. Eine Minute Wertentwicklung seiner Unternehmen bescherte ihm im ersten Quartal jeweils 850.000 Dollar. Davon könnte man rund 100 Brunnen bauen lassen, die in Afrika beispielsweise 100.000 Menschen mit frischem Wasser versorgen würden. Jede Stunde kamen bei Elon Musk 51 Millionen Dollar hinzu. Davon könnte man zum Beispiel 50 Windräder bauen. 

 

 

 

Die Investition in den Wahlkampf Trumps kratzt Musk kaum. Sie zahlt sich bereits aus. Mit dem Wahlsieg von Trump hat allein die Tesla-Aktie, nach einer Kursrally, Elon Musks Vermögen um 21 Milliarden Dollar gemehrt. Wie sehr wird der reichste Mann der Welt noch von der neuen US-Regierung profitieren? Der Tesla-Chef ist gerade erst dabei herauszufinden, wie sehr sich sein "Investment" in Trump für ihn persönlich gelohnt hat. Mit dem Republikaner hat Musk nämlich künftig nicht nur einen Verbündeten im Weissen Haus, sondern einen echten Fan: "Er ist ein Charakter. Er ist ein besonderer Typ. Er ist ein Supergenie", sagte Trump noch in der Nacht über Musk, als er sich an seine Unterstützer wandte. Ganze vier Minuten seiner 25-minütigen Siegesrede verwandte er auf seinen "Star" Elon Musk. "Wir müssen unsere Genies schützen. Wir haben nicht so viele davon." Doch Musk dürfte nicht nur direkt von Trumps Politik profitieren - er darf sie sogar mitgestalten. Mit Trumps Wahlsieg wird Musk künftig massiven politischen Einfluss ausüben, hat Trump doch geschworen, ihm eine Rolle in seiner Regierung zu geben. Bereits im Wahlkampf kam die Idee auf, Musk könnte ein "Department of Government Efficiency" (D.O.G.E), "Ministeriums für Regierungseffizienz", leiten. Ziel sei es, zwei Billionen Dollar aus dem Bundeshaushalt zu streichen. Musk bekäme damit die Macht, Einfluss auf genau jene Bundesbehörden zu nehmen, die sein riesiges Firmenimperium überwachen. Erst Ende Oktober hatte Musk bezüglich FTC-Chefin Lina Khan auf X explizit erklärt: "Sie wird bald gefeuert werden." Khan ist die Chefin der US-Wettbewerbsbehörde FTC, eine der mächtigsten Beamtinnen der USA, die sich in der Technologiebranche viele Feinde gemacht hat. Darunter auch Musk.

 

 

Musk kann jetzt mit der Wahl Trumps im Weissen Haus ein- und ausgehen, wie es ihm beliebt. Man kann sich dieses Privileg offensichtlich erkaufen.

Bezeichnend ist ein Telefongespräch von Trump mit dem Präsidenten der Ukraine, Wolodimir Selenski. Der New York Times zufolge übergab der designierte US Präsident den Hörer zwischenzeitlich an Musk, der sich in Trumps Anwesen Mar-a-Lago in Florida aufhielt. Laut "Wall Street Journal" war Musks Teilnahme am Telefonat nicht geplant gewesen, aber er sei in den Raum gekommen, während Trump mit Selenski gesprochen hatte.

Diese Nähe zur Regierung ist für Mask von Vorteil. Schliesslich profitieren die beiden Unternehmen SpaceX und Tesla von Staatsaufträgen in Milliardenhöhe. Gleichzeitig laufen gegen seine Firmen Untersuchungen von Bundesbehörden. Nun soll Musk diese Stellen durchleuchten und auf Effizienz trimmen. Interessenkonflikte sind programmiert. Dann die Umweltvorschriften, die Musk nicht schmecken. Er sähe es auch gerne, wenn die NASA ihre Verträge mit Boeing, dem wichtigsten Konkurrent von SpaceX, ganz einstellen würde.

Aber all das genügt jedoch nicht. Musk und die anderen IT-Oligarchen, die Trump umschwärmen – Peter Thiel, Marc Andreessen, Ben Horowitz – hätten im Sinn, die USA in ein gigantisches Unternehmen zu verwandeln, in dem Trump den CEO spielen dürfte, sie jedoch den Verwaltungsrat besetzten würden und damit die eigentliche Macht in der Hand hätten - so jedenfalls sieht es Mark Cuban – ebenfalls ein IT-Milliardär. Für diese These spricht die Tatsache, dass Trump 78 Jahre alt ist und sich bei ihm die Anzeichen von Altersdemenz mehren. Der Ex-Präsident sagt derzeit Auftritte ab, weil er zu erschöpft ist, und wenn er auftritt, verhält er sich immer bizarrer. Anstatt Fragen zu beantworten, spielte er kürzlich rund 40 Minuten lang den DJ und liess Titel von seiner Playlist abspielen. Oder er schwärmte über die Grösse des Penis eines verstorbenen Golfers. Sollte Cuban Recht bekommen, dann würde sich das politische Modell der USA demjenigen annähern, das in den Neunzigerjahren in Russland unter Boris Jelzin geherrscht hat. Ein nur noch begrenzt zurechnungsfähiger Präsident wird von einer Handvoll Oligarchen gesteuert.

 

In Europa leben etwa 620 Milliardäre. Sie haben ihr Vermögen seit 2020 um ein Drittel gesteigert und erreichten im vergangenen Jahr 1,9 Billionen Euro. : Die Wirtschaft wächst – aber nur die Reichen profitieren. Seit 2020 haben die fünf reichsten Europäer*innen ihr Vermögen um mehr als drei Viertel gesteigert, ein Zuwachs von 5,7 Millionen Euro pro Stunde. Im selben Zeitraum sind 99 Prozent (etwa 443 Mio. Europäer*innen) der Europäer*innen ärmer geworden. Inzwischen leben etwa 74 Millionen Menschen in Europa in Armut. Ein Beispiel: Die Familie Arnault, die reichste Familie Europas, verfügt über ein Vermögen von 215 Milliarden Euro. Das ist so viel wie das gesamte Bruttoinlandsprodukt Griechenlands. In Europa stagnierte der Club der Superreichen mit 342 Mitgliedern laut einer Studie der UBS. Dafür gab es 2016 zum ersten Mal in der Geschichte in Asien mehr Milliardäre (637) als in den USA (563). Angetrieben etwa von steigenden Rohstoff- und Immobilienpreisen kletterte das Vermögen der reichsten Menschen der Welt insgesamt um 17 Prozent auf 6 Billionen Dollar.

 

Die Schweiz, ein kleines Land, hat 86 Milliardäre. Auch in der Schweiz nehmen Milliardäre mehr und mehr Einfluss. Zur Zeit präsentieren sich einige Schweizer Milliardäre als Verteidiger der Schweizer Souveränität. Sie touren durch die Schweiz und weibeln gegen ein Rahmenabkommen mit der EU. Erfolgreiche Unternehmen die gegen eine Annäherung an die EU kämpfen - was treibt sie an?

 

 
 

Wie ist das alles einzuordnen?

 

Matthäus 20,24-28

Jesus rief seine Jünger zu sich und sprach: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht, so wie der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als eine Erlösung für viele.

Das ist äusserst spannend. Es ist eine Feststellung, keine Hypothese: "... dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun .. ".  Das ist so. Darüber muss man nicht diskutieren. Man muss damit leben. Und es ist keine Feststellung von heute, sondern von vor langer Zeit. Wer die Geschichte durchgeht, dem werden so manche Namen Mächtiger einfallen, auf die diese Worte zutreffen. 

Wichtig: Jesus richtet sich nicht an die Mächtigen, sondern an seine Jünger – und damit eigentlich ja auch an uns heute. Was aber können, was sollen wir mit diesen Worten heute anfangen, zumal wir doch nicht wirklich auf dem Niveau dieser Mächtigen unterwegs sind? Nun, die Mächtigen und ihr Verhalten wird hier als Orientierungspunkt markiert, auch für die Jünger, auch für uns. „Schaut, so machen es die mit Macht in der Welt.“ und zum Kontrast “So soll es nicht sein unter euch.“ Dahinter steht eine recht nüchterne Feststellung, die in dem biblischen Wort zugespitzt ist, dass Jünger Jesu „in der Welt, aber nicht von der Welt“ (Joh 17) sind. In dieser Ambivalenz, in diesem Spannungsfeld bewegen wir uns – eben zwischen dem Gewalt antun und dem Dienen.

Folgen wir Jesus nach, dann begeben wir uns eben mit ihm auf diesen riskanten Weg – auf dem wir bereitet und befähigt werden, zu machen, aber ohne Gewalt, mit dem Risiko, dass wir kleingehalten werden bis zur Auslöschung unserer Existenz. Bemerkenswerterweise ist die Verheißung dabei, dass wir auf diesem Weg nichts Entscheidendes zu verlieren haben. 

 

1.Timotheus 6,17

Ich ermahne die, die im Sinne dieser Welt reich sind, nicht überheblich zu werden. Sie sollen ihr Vertrauen nicht auf etwas so Unsicheres wie den Reichtum setzen; vielmehr sollen sie auf Gott vertrauen, der uns alles reichlich gibt, was wir zum Leben brauchen. Sie sollen Gutes tun, freigebig sein und ihren Reichtum gerne mit anderen teilen. Wenn sie an guten Taten reich werden, schaffen sie sich einen sicheren Grundstock für die Zukunft, damit sie das wirkliche Leben gewinnen. 

 

Kommentare

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In der Bibel wird 2000 Mal vom Thema Geld gesprochen. Verwalterschaft ( Mt. 24,45ff.) und Verantwortung ( Mt. 25,14ff.) sind die Themen der Bibel. "Geld, Macht und Geist" ist eine gefährliche Verbindung! Ich denke, in der Endzeit wird das Thema Geld grosses und negatives Verändern! Das erinnert mich an das "Goldene Kalb"!
Das Gleichnis, von den Talenten ist kein Lehrstück von der kapitalistischen Gier. Die Ebene der Geschäftsbeziehungen ist nur ein alltägliches Bild für die Ebene, um die es wirklich geht: die persönliche Beziehung zwischen dem Herrn und seinen Dienern, zwischen uns und unserem Gott. Das Wort “treu”, griechisch “pistos”, ist hier wichtig. Im Griechischen klingt in diesem “treu”, das Wort für “glauben”, für “vertrauen” an. “Glaube” und “Vertrauen” - es sind so etwas wie die Code-Worte, mit denen Christen ihr Verhältnis zu Gott bezeichnen.
Grüsse Ernst

E-Mail Adresse
e.b.hirschi@bluewin.ch

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