Mammon

 

"Der schnöde Mammon" ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für immensen Reichtum, aber auch für Luxus und Geld. Das Wort Mammon war zur Zeit Jesu ein gebräuchliches Wort, etwa wie unser "Vermögen" und bezeichnete nicht bloss die grossen Geldsummen, sondern jeden Besitz. In unserer Kultur wird in Volksglaube und Literatur der Mammon als personifizierter Reichtum zu einem Dämon, der den Menschen verführt.

Matthäus 6,24

"Niemand kann zwei Herren gleichzeitig dienen. Wer dem einen richtig dienen will, wird sich um die Wünsche des anderen nicht kümmern können. Er wird sich für den einen einsetzen und den anderen vernachlässigen. Auch ihr könnt nicht gleichzeitig für Gott und den Mammon leben."

Das Wort Mammon leitet sich ursprünglich vom aramäsichen Wort "mamona" (Vermögen, Besitz) ab. Einer anderen Quelle zufolge stammt es vom aramäischen Wort "aman" ab und bedeutet: "das, worauf man vertraut". Martin Luther übersetzte das Wort nicht und so gelangte es als Mammon ab dem 16. Jh. ins Deutsche. 

Ja, das liebe Geld. Jesus setzte den Mammon und Gott einander entgegen als zwei Regenten, zwischen denen wir zu wählen haben. Unerhört eindeutig definiert Jesus das Geld als mit Gott konkurrenzierend, rivalisierend. Er sagt seinen Jüngern: "Lasst los, gebt ab und gebt weg".

Lukas 12,33+34

"Verkauft, was ihr habt, und gebt es den Bedürftigen. Auf diese Weise sammelt ihr euch Schätze im Himmel! Und die Geldbörsen des Himmels haben keine Löcher. Dort ist euer Schatz sicher - kein Dieb kann ihn stehlen und keine Motte ihn zerfressen. Wo immer euer Reichtum ist, da wird auch euer Herz sein."

Das ist heftig. Einer der Hauptgründe für die Radikalität Jesu liegt in der Gefahr, in die Maschinerie des "Mammons" zu geraten. 

 

Das entbehrt nicht einer gewissen Komik, wenn man das aus heutiger Sicht betrachtet. Damals gingen die Menschen zu Fuss und nur die Reichen konnten sich einen Esel leisten. Wir haben Elektrovelos und Mountainbikes und Motorräder um unsere Freizeit zu gestalten. Wir fahren mit dem Zug zur Arbeit und mit dem Auto in die Ferien. Die unglaublichsten Orte der Welt, sind mit einem kurzen Jetflug zu erreichen. Nie ging es uns Menschen derart gut. Nie hatten wir so viel Geld, um uns so viele Dinge zu kaufen. Es schiessen riesige Einkaufszentren aus dem Boden und wir können die Dinge übers Internet bestellen und es wird uns dann sogar nach Hause geliefert. Wir alle haben Optionen im Quadrat. Für eine schnellere und scheinbar bessere Kommunikation haben wir Smartphones und social medias. Damals hatten nur die Reichsten die Möglichkeit Geschriebenes zu besitzen. Es waren Schriftrollen aus Papyrus. Heute gibt es Zeitungen, Illustrierte, Bücher und dann noch digitale E-Books. Wir können Fotobücher am Computer erstellen und sie zu unserer Freude ausdrucken lassen. Damals mussten die Frauen an einen Fluss gehen, um ihre Wäsche von Hand zu schruppen. Für solche Alltagsgeschäfte haben wir Maschinen. Wir besitzen Staubsauger, Backöfen, Geschirrspüler, Mixer, für den Haushalt. Wer möchte muss nicht einmal selber kochen. Man kann sich fertig gekochte Menus im Laden kaufen, um sie dann nur noch in der Mikrowelle aufzuwärmen. Und Roboter erledigen vermehrt unser Arbeit. Sie produzieren alles Mögliche und machen die Dinge erschwinglich. Unsere Rasen werden von vollautomatischen Mähern selbständig getrimmt.

Die Ironie: Wir sind dabei nicht einmal zufrieden. Viele merken, dass in ihrem Leben etwas fehlt. Wahrscheinlich ist es da drüben, fast greifbar, im Moment gerade ausserhalb unserer Reichweite, aber sicherlich nur ganz knapp hinter dem Horizont. So versucht der Mensch mit Konsum auszugleichen. Heute ist die Identität eines Menschen in der westlichen Welt daran geknüpft, was er verbraucht. Der Mensch ist, was er konsumiert. Ich kaufe, also bin ich.

In einer materialistischen Gesellschaft gibt es einen gewissen Sättigungsgrad: den Moment, in dem jeder bereits einen Staubsauger, Skier und ein Schlauchboot, ein Navigationsgerät und einen Zweitwagen hat. Wer aber einmal genug hat, kauft theoretisch nichts mehr. Und wenn Menschen nichts mehr kaufen, stagniert die Wirtschaft und die Blase platzt. Hier greift die Werbeindustrie zu einem Trick. Sie muss uns dazu bringen, Dinge zu kaufen, die man nicht braucht, mit Geld, das man nicht hat, um Menschen zu beeindrucken, die man nicht mag.

Es wird uns in gigantischen evangelistischen Kampagnen das Paradies auf Erden versprochen. Es ist eine vorgegaukelte Welt, in der alles unsere Träume wahr werden, unsere Zunge ständig gekitzelt wird, alle Haare vor Aufregung zu Berge stehen, in der wir den perfekten Partner finden und in der auch wir den Lebensstil der Reichen und Schönen geniessen. Es ist wie Weichnachten, Geburtstag, Jubiläum und Ferien - alles in einem einzigen immer dauernden Event zusammengefasst. Die Botschaft lautet: es wartet alles nur auf Dich. Wir müssen, so lautet die Botschaft in diese Welt eintauchen, um Sinn und Erfüllung zu finden.

Die Herleitung von Mammon aus dem aramäischen Wort "aman" spricht Bände: "Das, worauf man vertraut", trifft ins Schwarze. Geld, Vermögen, Besitz ist zum höchsten Gut in unserer Gesellschaft geworden. Alles ist darauf ausgerichtet. Wenn das nicht der Griff des Mammon ist, dann weiss ich nichts mehr. Das Verrückte: wir machen uns selber abhängig und werden zu Sklaven.



Damals vor 2000 Jahren hatten die Menschen kaum genug zum Leben. Wenn die Worte Jesu damals ihre Berechtigung hatten, wie viel mehr gilt es dann heute?

Und wohl verstanden: Auch ein armer Mensch kann ebenso an Geld und Besitz gebunden sein, wie ein reicher Mensch. 

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