Individualisten

 

Leib Jesu, Teil 3, Zugehörigkeit vs Abhängigkeit

Themenreihe

 

Gemeinsam bilden Glieder und Organe dieses atmende, fühlende, denkende Wesen, das ich bin. 

 

Übung:  Augen schliessen und Achtsamkeit dem eigenen Körper widmen. Zehen bewegen. Abhängigkeiten im Körper erörtern.

Es ist diese Erfahrung des eigenen Körpers, von der Paulus ausgeht. Der Leib ist das Bild anhand dessen er Gedanken über das gemeinsame Leben von Christen entfaltet. Die Gemeinde. Die Einzelteile am Leib bilden eine Einheit, und doch sind sie untereinander verschieden. Sie haben unterschiedliche Funktionen, und doch bilden sie ein gemeinsames grosses Ganzes. Einheit und Verschiedenheit sind keine Gegensätze. Das Ganze kann ohne die Einzelteile nicht existieren, und die Einzelteile hängen vom Ganzen ab. Es ist ein Geben und Nehmen, ein Strömen und Fliessen, ein Hin und Her.

 

1. Korinther 12,20-27

„Viele einzelne Glieder bilden gemeinsam den einen Leib. Darum kann das Auge nicht zur Hand sagen: »Ich brauche dich nicht!« Und der Kopf kann nicht zu den Füßen sagen: »Ihr seid überflüssig!« Vielmehr sind gerade die Teile des Körpers, die schwächer und unbedeuten-der erscheinen, besonders wichtig. Wenn uns an unserem Körper etwas nicht gefällt, dann geben wir uns die größte Mühe, es schöner zu machen; und was uns anstößig erscheint, das kleiden wir besonders sorgfältig. Denn was nicht anstößig ist, muss auch nicht besonders bekleidet werden. Gott aber hat unseren Leib so zusammengefügt, dass die unwichtig erscheinenden Glieder in Wirklichkeit besonders wichtig sind. Nach seinem Willen soll unser Leib nämlich eine untrennbare Einheit sein, in der jeder einzelne Körperteil für den anderen da ist. Leidet ein Teil des Körpers, so leiden alle anderen mit, und wird ein Teil geehrt, freuen sich auch alle anderen.«

 

Wer sind wir schon ohne unser soziales unser ökologisches Umfeld? Ohne meine Eltern gäbe es mich nicht. Die Erziehung, die Begleitung die ich erfahren habe, hat mein Leben zutiefst geprägt. Ich bin in der Schweiz geboren nicht in Afrika oder in der Armut oder in irgendeinem Land mitten im Krieg. Das macht mich aus. Meine Frau meine Kinder haben mein Leben so verändert und reich gemacht. Meine Freunde und auch der berufliche Weg den ich eingeschlagen habe, haben mich geprägt. Ich bin, was ich bin aufgrund all dessen … Selbst negative Erfahrungen haben dazu beigetragen und mich geformt.

Die Vorstellung, dass wir miteinander in dieser Weise verbunden sind, steht im Gegensatz zu einem wichtigen Wert der westlichen Welt, der Individualität. Wir haben gelernt, Ich zu sagen und unseren eigenen Weg zu gehen. Das ist grundsätzlich etwas Positives ja sogar Notwendiges. Wir haben es aber weit getrieben damit. Mit unseren Autonomiebestrebungen sind wir ziemlich einsam geworden. Abgehoben, abgeschnitten, abgelöst von der Mitwelt. 

Diese übertriebene Form der Ich-Bezogenheit ist in unserer Gesellschaft mittlerweile zu einem Problem geworden. Wir haben es verlernt aufeinander einzugehen. "Jeder ist sich selbst der Nächste", das ist zum geltenden Recht geworden. "Der Starke ist am mächtigsten allein", sagte einst Schillers Wilhelm Tell. Doch will man diese Art von Stärke wirklich?

 

 

Zugehörigkeit

Familie: ich habe gelernt wie man mit anderen umgeht. Ich habe gelernt wie man mit Geld umgeht. Das hat Auswirkungen in meinem Leben und auch im Leben meiner Kinder. Ich habe von meinen Eltern Geld geerbt. Geld, wo schon meine Grosseltern ihren Beitrag geleistet haben.

Ich kann mittlerweile relativ gut kochen. Nur was bedeutet das? Ich profitiere von Bauern die gute Produkte herstellen. Ich kann diese in einem Laden kaufen. Curry zum Beispiel aus Indien. Rezepte finde ich in Büchern. Auf Google gibt es Hunderttausende Rezepte und Videos, wo Köche aufzeigen, wie es geht. Fazit: eigentlich ist Kochen heute keine grosse Sache. Das kann jeder. Die Frage ist, ob es mich interessiert und ich mich damit auseinandersetze. 

  • Beispiel Handy: Wir fühlen uns so super, weil wir mit einem Handy so gut umgehen können und so viel damit machen können. Aber, stell Dir vor, du müsstest selber eines bauen und zwar, ohne Hilfe von aussen. Keine Chance.
  • Beispiel Pilot: ... das ist nicht jemand, der so super gut ist. Es ist jemand, der eine Laufbahn machen konnte. Es ist jemand, der von anderen profitiert. Er kann nur fliegen, weil andere ein Flugzeug bauen, weil andere all die Infrastruktur aufrechterhalten. Er kann es nur, weil andere vor ihm viel Risiko auf sich genommen haben. Viele sind beim Versuch zu fliegen gestorben.

Darum geht es. Keiner von uns ist nur Individum. Alle sind wir Teil eines Ganzen. Individualität und Gemeinsinn sind keine Gegensätze, im Gegenteil: Das Ganze kann ohne die Einzelteile nicht existieren, und die Einzelteile hängen vom Ganzen ab. Es ist ein Geben und Nehmen, ein Strömen und Fliessen, ein Hin und Her. 

Das hat Vorteile: Gemeinsam sind wir stärker. Gemeinsam können wir viel mehr erreichen. 

Bsp.: 2 Finger können etwas sehr Kleines fassen.

Stell Dir vor, einer der Finger würde den Dienst verweigern

 

Abhängigkeit

Zugehörigkeit ist ok, aber viele haben Angst vor Abhängigkeit. Aber sie ist so oder so gegeben.

Römer 12,5  „Jeder ist auf den anderen angewiesen“

Gegen negative Abhängigkeit muss sich der ganze Körper wehren. Es geht um eine Verantwortung aller.

Einerseits ist jeder von uns als Individuum vor Gott verantwortlich. Andererseits sind wir verbunden und tragen auch als Gemeinschaft eine Verantwortung. Dem kann man natürlich ausweichen.

Wenn jemand Macht missbraucht, wenn jemand untergeht und Dinge nicht laufen wie sie sollten. Was ist zu tun? Die Glieder schlucken nicht einfach alles und sind still. Nein, sie setzen sich ein für einen guten Weg. Sie strecken den kleinen Finger auf. Sie akzeptieren nicht einfach, sondern übernehmen Verantwortung.

1.Korinther 12,26 „… er wollte, dass es keine Uneinigkeit im Körper gibt, sondern jeder Teil sich um den anderen kümmert.“

Jeder Teil kümmert sich um den anderen - Verantwortung - alle miteinander 

Miteinander füreinander. Eigentlich sind wir in einem Verbund

Wir schaden uns selber. Wir machen uns einsam.

 

AT – Busse für das Volk 

Man kann also nicht einfach sagen, die Leiter seien schuld. Man muss sich selber an der Nase nehmen und sich einsetzen und dafür sorgen, dass sich etwas ändert. Dies besonders dann, wenn es um Schwächere geht.

Wir schaden uns selber, wenn wir das nicht beachten.

 „… wenn ein Glied leidet, dann leiden alle“ 

Die Verbundenheit hebt hier die Einzigartigkeit nicht auf. Das ist es, was Paulus uns nahe bringen will: Meine Einzigartigkeit entsteht nicht dadurch, dass ich mich vom grossen Ganzen abtrenne, sondern gerade dadurch, dass ich mich als Teil des Ganzen erfahre. Menschen, die in Jesus neues Leben gefunden haben, sind Teil eines Leibes. Ein Teil der Familie Gottes. Ein Teil des Reiches Gottes. Gottes Geist fügt uns zusammen. In der Gemeinde vor Ort wird etwas davon real, greifbar. Diesen positiven Wert der Gemeinde gilt es verstehen zu lernen. Wir können alleine nie sein, wozu wir bestimmt sind. Die Geschichte zeigt eindrücklich, wie aus einer Erfahrung der Verbundenheit heraus Schaffenskraft und Kreativität freigesetzt werden kann.

Hört euch das an:

Epheser 4,12-16

„… damit die Gemeinde, der Leib von Christus, aufgebaut und vollendet wird. 13 Dadurch werden wir im Glauben immer mehr eins werden und miteinander den Sohn Gottes immer besser kennen lernen. Wir sollen zu mündigen Christen heranreifen, zu einer Gemeinde, die ihn in seiner ganzen Fülle widerspiegelt. 14 Dann sind wir nicht länger wie unmündige Kinder, die sich von jeder beliebigen Lehrmeinung aus der Bahn werfen lassen und die leicht auf geschickte Täuschungsmanöver hinterlistiger Menschen hereinfallen. 15 Stattdessen wollen wir die Wahrheit in Liebe leben und in allem zu Christus hinwachsen, dem Haupt der Gemeinde. 16 Durch ihn ist der Leib fest zusammengefügt, denn er verbindet die Körperteile durch die verschiedenen Gelenke miteinander. Jeder einzelne Teil leistet seinen Beitrag. So wächst der Leib und wird aufgebaut durch die Liebe.“ 

Römer 12,11

„Seid mit aufrichtiger Liebe miteinander verbunden, gegenseitige Achtung soll euer Zusammenleben bestimmen. Bewältigt eure Aufgaben mit Fleiss und werdet nicht nachlässig. Lasst euch ganz von Gottes Geist durchdringen ….“

Die Lösung ist Liebe. Die Triebfeder ist Liebe. Liebe ist nicht Zwang und Unterlegenheit. Sie erhöht vielmehr meine Freiheit. Liebe ist wechselseitige Abhängigkeit. Ich werde mehr und mehr ich selber, wenn ich in Beziehung stehe, im Kontakt, in einem gegenseitigen Geben und Nehmen. 

 

Schluss:

 Wir mögen es am liebsten so: wir sind irgendwo dabei. Spenden Geld und möchten dann dass die Dinge zu unserer Zufriedenheit laufen. Wenn nicht dann gehen wir woanders hin. Hauptsache, man ist zufrieden. Aber in der Gemeinde geht es um viel mehr, als nur dass es mir gut geht. Es geht um viel mehr, als im mein persönliches Seelenheil.

 

Gleichnis Barmherziger Samariter

Vorausgegangen ist eine Debatte mit Gesetzeslehrern zur Frage, was man tun müsse um das ewige Leben zu bekommen (V25). Da stand dann 5. Mose 6,5 im Zentrum: „Liebe Gott von ganzem Herzen und auch deinen Mitmenschen sollst du so lieben wie dich selbst“. Ein Wort gab das andere. Jesus wurde gefragt, wer denn der Nächste sei.

Dazu erzählte Jesus das Gleichnis. Ein Mann wird überfallen und liegt am Strassenrand. Leute gehen vorbei. Aber dann hilft jemand. 

Der, der da am Boden liegt ist der Nächste, den wir lieben sollen. Diejenige Person die in Not ist. 

Was hat das mit der Gemeinde, mit dem Leib Jesu zu tun. Auch als Gemeinde sind wir in einem Verbund, mit Menschen um uns herum. Glaube ist nicht etwas Theoretisches, sondern ganz Praktisches. Die Liebe Gottes, die wir als Individuen erfahren können und die uns im Miteinander in der Gemeinde begegnet, diese Liebe soll auch dem Nächsten zu Teil werden. Das möchte Gott. 

 

 

 

Weitere Artikel der Themenreihe "Leib Jesu"

 

Teil 1  Christus - Vertikas vs Horizontal  https://www.pietro.li/christus

Teil 2  Körpersystem - Einheit vs Vielfalt   https://www.pietro.li/koerpersystem 

Teil 4 Jekami - Begabung vs Befähigung  https://www.pietro.li/jekami-0

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