Leib Jesu, Teil 1, vertikal vs horizontal
Themenreihe
Der Leib ist das bei weitem gebräuchlichste Bild für die Gemeinde im Neuen Testament. Es sind in 1. Korinther 12 viele Sätze zu finden, welche Paulus dem Thema gewidmet hat. Nicht allein das. Paulus gebraucht das Bild vom Leib auch in vielen anderen Briefen wie z.B. an die Epheser und Kolosser und die Römer. Es hat also eine gewisse Wichtigkeit.
Ziel der Themenreihe ist es, besser zu verstehen, was die Bibel zur Gemeinde sagt und daraus Schlüsse für die Gemeinde und auch das persönliche Leben zu ziehen.
1. Korinther 12,12+13
„So wie unser Leib aus vielen Gliedern besteht und diese Glieder einen Leib bilden, so ist es auch bei Christus: Sein Leib, besteht aus vielen Gliedern und ist doch ein einziger Leib. Denn wir alle sind mit demselben Geist getauft worden und gehören dadurch zu dem einen Leib von Christus, ganz gleich ob wir nun Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie sind; alle sind wir mit demselben Geist erfüllt worden.“
siehe auch Römer 12,3-9
Thema 1
Christus
1.Frage:
Worum geht es im Bild vom Leib Jesu?
Es gibt zwei Möglichkeiten:
„Basileia“ - Weltweite Gemeinde meint: alle Christen zusammen, egal wo und wie sie ihren Glauben leben. = Reich Gottes oder Himmelreich.
„Ekklesia“ - Ortsgemeinde meint: Konkrete Personen, die sich regelmässig an einem Ort treffen. Die meisten Briefe wie z.B. der Römer-, Korinther- und der Epheserbrief sind an Gemeinden in den jeweiligen Städten geschrieben worden.
Es gilt festzuhalten, dass in der Bibel nicht direkt auseinander dividiert wird, ob es sich um die weltweite Gemeinde, oder die Ortsgemeinde handelt. Es findet im Zusammenhang mit der Verwendung des Bildes vom Leib Jesu keine Erklärung darüber statt. Aber, es gibt nicht wenige Stellen zum Thema Leib Jesu, in denen der griechische Begriff „Ekklesia“ vorkommt. „Ekklesia“ wird als Begriff im Neuen Testament erklährt und ausschliesslich verwendet für die Ortsgemeinde.
2.Frage:
Was ist der Ursprung der Gemeinde? Wer setzt die Gemeinde zusammen?
1.Korinther 12,13 “… alle mit demselben Geist erfüllt“
1.Korinther 12,18 „… wie Gott wollte“
Epheser 4,16 … „Durch ihn (Christus) ist der Leib fest zusammengefügt“
Römer 12,5 „Wir alle sind in Verbindung mit Christus, ein einziger Leib und jeder einzelne ist auf die anderen angewiesen.“
Gott selber ist der Urheber. Ortsgemeinde ist seine Idee. Und sein Konzept ….Sie ist auf seinem Mist gewachsen. Wir Menschen kommen da an unsere Grenzen.
Ein Leib ist nicht etwas, was wir werden sollen, sondern etwas, was wir sind, im Geist Gottes.
Da stellt sich unweigerlich die Frage: Ist die Zugehörigkeit zur Gemeinde vorbestimmt? Im Sinne von: Prädestination
Ich weiss auch nicht wie das geht. Ich weiss nicht, warum, wer, wie zusammenfindet. Fest steht, dass Gott den Überblick hat.
Wird man durch die Zugehörigkeit gebunden?
Man sagt: Familie kannst Du Dir nicht aussuchen …. Gemeinde aber schon???? Bsp.: Eltern sind in die Gemeinde gegangen – was bedeutet das für mich? Muss ich auch in dieser Gemeinde sein? Bei der Familie gilt, was auch übertragbar ist auf die Gemeinde: „Nur weil sie mit dir verwandt sind, heisst das nicht, dass du toxische Menschen in deinem Leben behalten musst.“
Es gibt also sicher gute und schlechte Gründe eine Gemeinde zu verlassen. Heute wird von Vielen die Gemeinde gewechselt, wie man ein Hemd wechselt. Man geht, wenn einem irgendetwas nicht passt.
Hebräer 10,25 „Einige haben sich angewöhnt, den Gemeindeversammlungen fernzubleiben. Das ist nicht gut; vielmehr sollt ihr einander Mut machen. Und das umso mehr, als ihr doch merken müsst, dass der Tag näher rückt, an dem der Herr kommt!“
„Gemeinden sind keine exklusiven Clubs, wo man ein- und ausgeht, wie es einem passt.“
3.Frage
Wer steht hinter der Gemeinde?
Epheser 1,(19-23) 23 ….. „sie ist sein Leib: Der Schöpfer und Vollender aller Dinge lebt in ihr mit seiner ganzen Fülle.“
Epheser 4,(15+16) 16 … „Christus hin, dem Haupt.
„Alles hat Gott durch Jesus geschaffen und alles findet in ihm sein Ziel“
(„Ich leide für seinen Leib, für seine Gemeinde“)
Jesus ist der Boss. Darüber gibt es nichts zu diskutieren. Auf Jesus geht alles zu. Die Gemeinde lediglich als einfache Versammlung von Menschen zu sehen, als einen Verein von Christen, wo man sich findet, ist zu kurzsichtig.
Ein anderes Bild aus der Bibel: Die Gemeinde ist die Braut. Die Hochzeit des Lammes ist die Hochzeit des Herrn Jesus mit der Gemeinde, und sie findet im Himmel statt (Offenbarung 19,6-9 und Gleichnis der Jungfrauen). Jesus wird hier nicht als Freund, oder als irgendein Prophet, oder weiser Mann bezeichnet. Auch nicht als Lehrer, Rabbi oder religiöser Führer. In keinem anderen Zusammenhang wird Jesus so wichtig beschrieben. Folgerung: Die Gemeinde hat einen hohen Stellenwert. In ihr ist Gott, der Schöpfer, in Jesus Christus präsent.
Das muss uns zu denken geben. Wie wir miteinander umgehen, das hat damit zu tun, wie wir mit Gott umgehen. Was wir übereinander denken, das hat etwas damit zu tun, wie wir über Gott denken. Wir können oft ganz schön fromm sein, wenn es um den persönlichen Glauben an Gott geht, aber wenn es um unsere Beziehungen zu unseren Glaubensgeschwistern geht, dann auch wieder sehr gegenteilig.
Gemeinde hat zum Ziel, Gott zu ehren und seinen Willen zu tun.
Bild: ein Schiff, das uns hilft durch die Zeit zu finden
Gemeinde ist etwas von Gott für uns Menschen.
4.Frage
Geht es in der Gemeinde um Gott oder den Menschen?
Die Beziehung zu Gott ist Basis. Der Bezug zu Gott ist Voraussetzung (siehe Jesus das Haupt). Ohne diesen Bezug ist es keine Gemeinde, sondern einfach ein Gruppe, wie jede andere. Über die vertikale Ebene im Blick auf die Gemeinde brauchen wir eigentlich gar nicht zu diskutieren Sie ist Voraussetzung. Die Glieder der Gemeinde sind vom Geist Gottes beseelt und mit ihm auch verbunden.
Unsere Beziehung zu Gott. Das Gebet, die Gnade Gottes. Dass Gnade Voraussetzung ist, zeigt sich ja gerade an den Stellen, wo wir unsere Macken haben. Gott ist trotzdem gnädig. Er wirkt mit seinem Geist in unserer Mitte.
Die eigentlichen Probleme der Gemeinde liegen auf der horizontalen Ebene. Es geht um die Frage, wie wir miteinander umgehen. Es geht um Hingabe, um Vertrauen. Es geht um die Frage, wie wir die Bibel verstehen. Oder, selbst beim Gebet geht es in der Gemeinde um die horizontale Ebene, z.B. wie wir miteinander beten.
Gott hat kein Problem mit Formen, wenn wir … aber wir haben Probleme. Wir selber und miteinander. Bsp.: Auswahl von Liedern ; Musikstil Schlagzeug - Früher Harmonium
Luther und Calvin mit Differenzen in der Frage des Abendmahls
Siehe auch Streitigkeiten in der Bibel: Fragen zu den Heidenchristen beim Apostelkonzil; Vertrauensfrage bei der Geldsammlung von Paulus; Cliquenbildung Paulinisch, Johannäisch, Petrus …;
Letztendlich geht es in der Gemeinde um uns Menschen. Dies sagt allein schon das Verhältnis der Bibelstellen. Es gibt im Zusammenhang der Gemeinde viel mehr Aussagen zu uns Menschen und wie wir miteinander umgehen, als über die Beziehung von Mensch zu Gott.
Es stellt sich die Frage, ob nicht in einer vertikalen Ausrichtung auch horizontaler Hochmut stecken könnte. Hochmut im Sinne von, Gott hat es mir gesagt und darum ist es so. Oder: Ich höre Gottes Stimme, was brauche ich mehr …
5.Frage
Wie funktionniert die Gemeinde?
Wer bestimmt? Wer regiert? Wie sind die Machtverhältnisse?
Gott ist König. Jesus ist das Haupt der Gemeinde und er sitzt auf dem Thron und herrscht.
Dieser Gedanke der Königsherrschaft ist nicht übertragbar auf irdische Strukturen. Gott herrscht als König über uns Menschen, aber wir Menschen untereinander, jedenfalls bestimmt in der Gemeinde sind einander in gewisser Weise gleichgestellt.
Politisch: siehe Saul. Gott möchte selber König sein des Volkes und gewährt dem Volk Israel erst nach langem stürmen einen irdischen König.
An dieser Stelle wird sehr deutlich, dass es in der Gemeinde um Menschen geht.
Im Lauf der Kirchengeschichte war das Thema der Macht immer ein Grosses und Umstrittenes. Christen haben oft den Wunsch einen Führer zu haben der alles weiss und kann und dem man nachlaufen kann.
Problem: Gottes Regentschaft ist nicht absolut sichtbar. Und Gott redet auch nicht immer deutlich. Jesus sagt nicht immer etwas und auch nicht zu allem. Manchmal ist auch Funkstille. Es ist entscheidend, dass wir lernen das umzusetzen, was Jesus bereits gesagt hat. Wer sollte dann unter uns Menschen seine Regentschaft umsetzen?
Wer ist der Grösste im Reich Gottes?
Die Jünger hatten Jesus nicht begriffen
Matthäus 18,1-4
Es ist immer wieder dasselbe. Der Mensch sucht Bedeutung und Macht. Selbst heute noch und auch in der Ortsgemeinde.
Die unterschiedlichen Glieder bilden einen Leib. Kein Glied ist mehr wert als das andere. Jesus ist er Kopf.
Markus 10,42-45
Dienen nicht befehlen. Menschen sind nicht dumme, hilflose Schafe. Jeder Christ hat eigene Verantwortung zu tragen.
Wer bestimmt, was der Wille Gottes ist und was dementsprechend getan werden soll?
Bild vom Leib: Gottes Geist redet zu allen und durch viele.
Miteinander reden … miteinander entscheiden
Das Bild vom Leib verdeutlicht auch eine Dimension der Meinungsfindung durch den Heiligen Geist. Wir sind durch ihn verbunden. Der Heilige Geist redet zu dir nicht anders als mit mir. Dort, wo es Diskrepanzen gibt, da muss man arbeiten und suchen. Einigkeit erarbeiten. Das ist nicht immer einfach, aber es beinhaltet grosse Chancen.
Schluss:
Was war der Kern der Aussagen von heute? Jesus ist der Boss. Von ihm geht alles aus und auf ihn läuft alles hinaus.
Bei den nächsten Themen der Reihe geht es um den horizontalen Bezug, also um die Frage, wie der Körper funktioniert, also wie wir Menschen miteinander umgehen.
Weitere Artikel der Themenreihe "Leib Jesu"
Teil 2 Körpersystem - Einheit vs Vielfalt https://www.pietro.li/koerpersystem
Teil 3 Individualisten - Zugehörigkeit vs Abhängigkeit https://www.pietro.li/individualisten
Teil 4 Jekami - Begabung vs Befähigung https://www.pietro.li/jekami-0
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