Das hast Du sicher schon gesehen, oder auch selber erlebt. Zwei nebeneinander sitzende Ruderer. Sie geben alles, aber sie kommen einfach nicht richtig vorwärts. Das Boot dreht sich immer wieder fast um die eigene Achse. Rudern zu Zweit ist gar nicht so einfach. Jede/r muss auf die/den andere/n eingehen. Wenn nur eine/r einfach drauflos paddelt, kommt das Boot erst gar nicht wirklich vorwärts. Als Beobachter kann man sich köstlich amüsieren. Für diejenigen, welche im Boot sind und ein Ziel haben, kann das Ganze aber recht nervtötend sein. Rudern will eben gelernt sein - ganz wie alles andere auch.
In der Bibel erfahren wir nicht wenig von Uneinigkeit und Streit unter den damaligen Christen. Die christliche Gemeinde, die "ekklesia" von Leerlauf nicht ausgenommen. Im Gegenteil. Gerade weil in der Christlichen Gemeinde Gottes Geist wirkt und die Menschen begabt, besteht die Gefahr, der Selbstüberhebung. Gerade weil jeder Mensch, der Christus in seinem Leben weiss, zum Dienst berufen ist, besteht die Gefahr, falscher Selbsteinschätzung. Viele tun irgendetwas, ohne zu verstehen was sie tun und sie wissen auch nicht, wozu sie etwas tun. Das betrifft auch Leiter. Es stecken manchmal die edelsten Absichten hinter einer Handlung und es geschieht auch liebevoll. Dennoch dreht man sich im Kreis und es gibt schmerzvolle Auswirkungen. Wir müssen uns bewusst sein, dass Liebe und auch gute Absichten zwar super gute Voraussetzungen sind, aber dass sie in manchen Situationen nicht ausreichen. Es braucht auch angeeignetes Wissen und Fähigkeiten und Berufung im Sinne eines Einverständnisses anderer. Aus Liebe und guter Absicht eine Gehirnoperation auszuführen ist fahrlässig. Wenn ich Musik machen würde und mir dabei noch so viel Mühe gäbe, bekämen andere Kopfschmerzen.
Es geht in der Gemeinde nicht nur um mich und mein eigenes Leben. Hier steht nicht meine persönliche Verwirklichung im Zentrum. Gemeinde ist kein Spielplatz. In der Gemeinde sind andere Menschen betroffen. Was getan wird oder auch nicht, das hat Auswirkungen auf andere und bestimmt manchmal recht einschneidend ihr Leben.
Das Streiten als solches ist dabei nicht das Problem, sondern die Uneinigkeit und mangelnde Selbsteinschätzung. Manche Auseinandersetzungen sind notwendig und andere sind überflüssig. So viel Elend und Not in der christlichen Gemeinde ist leider hausgemacht - selbstverschuldet und damit einfach unnötig. Nur weil man ein Ruderboot hat und ein Paddel, bedeutet das noch lange nicht, dass man ans Ziel kommt.
"Macht mich vollends glücklich und habt alle dieselbe Gesinnung, dieselbe Liebe und Eintracht! Verfolgt alle dasselbe Ziel! Handelt nicht aus Selbstsucht oder Eitelkeit! Seid bescheiden und achtet den Bruder oder die Schwester mehr als euch selbst. Denkt nicht an euren eigenen Vorteil, sondern an den der anderen, jeder und jede von euch!"
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