Simeon

 

Da ist eine kleine Gruppe von Leuten auf den Weg zum Tempel. Als die drei, Maria und Josef mit ihrem Neugeborenen Jesus den Tempel von Jerusalem betraten, zog das keine Blicke der Leute auf sich, die dort herumstanden und den Ausführungen der pharisäischen Lehre lauschten oder im Vorhof Handel trieben. Jeden Tag kamen viele Mütter zum Reinigungsopfer und zum Darstellungsopfer ihres Erstgeborenen. Sie kamen in den Tempel um zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben zu opfern. Diese konnten sie im Vorhof im Tempel bei den Händlern kaufen. Die kleine Gruppe um Maria verdiente wirklich keine besondere Aufmerksamkeit.

 

Da war dieser Simeon im Tempel. In der Bibel steht lediglich „ein Mensch mit Namen Simeon“ (V25). Er war offensichtlich unbekannt. Simeon wird als „gerecht“ bezeichnet (V25). Er hat also nicht nur fromm geredet, sondern auch entsprechend gehandelt. Seinen eigenen Aussagen zufolge kann man schliessen, dass er das Gesetz sehr gut kannte und auch die Aussagen der Propheten. Simeon war bereits sehr alt. Mit ihm hätte man nicht über die Ereignisse des Weltgeschehens, oder über die neusten technischen Errungenschaften reden können. Dennoch behält er das Wesentliche vor Augen. Er beachtete diese Familie, die da in den Tempel kam. Die Mächtigen dieser Welt hätten die Zeichen der Zeit damals verstehen sollen, aber nein, es ist ein Unbekannter und ein Greis, welcher die Situation verstand. Einer, der den Tod bereits vor Augen hatte. 

Auf diesen Moment hatte Simeon sein Leben lang gewartet. „Warten“ (V25) ist aber nicht wirklich gut übersetzt. Das griechische Wort „prosdechomai“ meint ein Warten in dem grosse Erwartung steckt, so eine Gespanntheit. Die ganze Aufmerksamkeit ist auf das, was kommt ausgerichtet. Das ganze Leben von Simeon war von dieser tiefen Erwartungshaltung geprägt. Was war es, was sein Leben so bestimmte? Er wartete auf den versprochenen Retter. Einer der Frieden bringt.Gott hatte vor langer Zeit schon der ganzen Menschheit einen Retter versprochen. Einen Messias. Simeon selber hatte von Gott zu hören bekommen, dass er zu Lebzeiten diesen Messias sehen werde. Diesen Tag sehnte Simeon herbei. 

Und dann, jetzt, war es soweit. Der alte Simeon hält Jesus Christus den Messias in seinen Händen.

 
 

Meditation

Mitten im Unheil dieser Welt das Heil Gottes vor Augen

Karl Thylmann der Künstler hält hier den Augenblick fest, wo der alte Simeon wohl noch einen Moment kritsch zu prüfen scheint, was ihm denn dort in die Hände gelegt wurde: so hilflos, so menschlich kommt der Verheissene zu mir? Kann das der Retter sein? Kann das sein? 

Karl Thylmann selber wurde in jungen Jahren 1914 im ersten Weltkrieg eingezogen und starb 2 Jahre später. Aus seinen Briefen hat die Nachwelt erfahren, wie er mitten im Unheil dieser Welt das Heil Gottes vor Augen hatte. 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Der greise Simeon“, Grafik von Karl Thylmann (1888-1916)

 

Kann das sein? Dieses kleine unscheinbare, zerbrechliche Kind soll Gottes Sohn sein? Ja, Jesus ist der, dem alle Macht gegeben ist. Er ist, wie die Bibel sagt, das Wort Gottes durch das die Welt geschaffen wurde. Auf Jesus läuft alles hinaus. Er ist die Zukunft. Er sitzt auf dem Thron. Dieses kleine Kind ist die Inkarnation des lebendigen Gottes. Gott ist uns so, in totaler Schwachheit begegnet. Ganz nah, total, ohne Vorbehalte. Gott nimmt sich Zeit und ich darf mit ihm reden, das ist sehr sehr viel. Der Heilige ist nahbar, der Höchste lässt sich herunter. Das gibt Boden unter den Füssen und hilft unseren Weg zu gehen. Jesus offenbart sich und er ist bei dir. Er will in uns wohnen, erfahren wir aus der Bibel. Gott nähert sich dir in Jesus so krass und lässt sich so auf dich ein, dass ein Stück weit, er du bist und du er ist. Jesus hat die Weltgeschichte verändert und Millionen von Menschenleben. Auch meines. 

 

Lukas 2,29-32

Herr, du hast dein Wort gehalten, jetzt kann ich, dein Diener, in Frieden sterben. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen: Du hast uns Rettung gebracht, die ganze Welt wird es erfahren. Dein Licht erleuchtet alle Völker, und deinem Volk Israel bringt es Größe und Herrlichkeit.

 

 

 

Woran hat Simeon diesen Jesus als Retter erkannt? Vor ihm lag ein Säugling. Da war noch keine besondere kämpferische Kraft oder kriegerische Geschicklichkeit zu erkennen. Da konnte man noch nichts von militärischer Strategie oder patriotischer List erahnen. Da gab es weder einen Beraterstab noch finanzkräftige Interessenvertreter. - Da war einfach nur ein kleines Kind von umherziehenden armen Eltern. Was war da zu erkennen? 

Woran erkennt man einen Retter oder einen Befreier? Wenn wir in die Geschichte schauen, dann hat es dieser Welt nicht an Rettern und Befreiern gefehlt. - Wie viele Befreiungskriege gab es schon. Wie viele haben sich schon als Befreier ausrufen lassen? Viele wollten die Welt befreien von dem, was sie für unwert hielten. Auch ein Josef Stalin, Hitler, Mussolini, oder ein Mao Tse Tung ließen sich als Befreier feiern. 
Woran erkennt man einen Befreier, einen Retter?

 

Da war einfach nur ein kleines Kind von umherziehenden armen Eltern. Was war da zu erkennen? Kein Medienrummel, keine Plakataktion. … Ja gut, Verheissungen zum kommenden Retter hatte Gott schon in den Jahrhunderten vorher veranlasst. Die gab es sogar schriftlich. Aber wer konnte das hier erkennen? Wer konnte sie zuordnen? - Es war nur der kleine Säugling zu sehen. Vor den Augen aller Völker hat Gott diese Rettung vorbereitet. Keine Geheimwaffe, die in irgendeinem Bunker entwickelt wurde. Keine geheimen Pläne oder verschlüsselte Akten.… – Einfach nur ein kleines Kind, öffentlich in den Tempel getragen, ohne Bodyguards oder Abschirmung. Und doch: Simeon erkennt es. Und eine uralte Witwe – Hanna - erkennt es auch. … Und sonst keiner.

 

Woran erkennt man einen Retter? - Simeon lebte in der Erwartung und im Gespräch mit Gott. Das alleine reicht aber nicht. In unserer Geschichte wird zweimal das wirken des Heiligen Geistes erwähnt:

V 26   "Der Heilige Geist ruhte auf Simeon, und durch ihn wusste er, dass er nicht sterben würde, bevor er den Christus, den vom Herrn gesandten Retter, gesehen hätte."

V 27  "Vom Heiligen Geist geführt, war er an diesem Tag in den Tempel gegangen."

Ohne das Wirken des Geistes Gottes können wir Gott nicht erkennen. Gottes Geist bereitete Simeon auf die Ereignisse vor und er führte Simeon zur rechten Zeit an den richtigen Ort. Gott selber muss uns seine Gedanken und seinen Willen aufschlüsseln, damit wir sie auch nur schon ansatzweise verstehen können.

 

2. Korinther 2,11+12

"Nur der Geist Gottes, weiss was Gottes Gedanken sind. Wir haben nicht den Geist dieser Welt bekommen, sondern den Geist Gottes. Und deshalb können wir auch erkennen, was Gott uns geschenkt hat." 

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