Seelen fischen

 

Hugenotten, Teil 7, Wettstreit der Religionen

Eine Allegorie der Eifersucht zwischen den beiden Konfessionen, während der 12 Jahre Waffenstillstand zwischen der Niederländischen Republik und Spanien.

Im Achtzigjährigen Krieg (auch Spanisch-Niederländischer Krieg), von 1568 bis 1648 erkämpfte die Republik der Sieben Vereinigten Provinzen ihre Unabhängigkeit von der spanischen Krone und damit vom Haus Habsburg. Mit seinem Ende schieden die nördlichen Niederlande aus dem Verband des Heiligen Römischen Reichs aus. 

 

 

 

 

 

 

 

Gemälde "Die Seelenfischerei",  Adriaen Pieterez van de Venne 1614, Öl auf Holz, 98,5 x 187,8 cm, Amsterdam, Rijksmuseum.

 

 

Eine Flusslandschaft mit einer grossen Anzahl von Menschen, die auf beiden Seiten des Flusses stehen. Im Fluss befinden sich mehrere Ruderboote. Am Himmel ist ein Regenbogen sichtbar. Auf der linken sonnigen Seite des Flusses mit belaubten Bäumen die Protestanten der nördlichen Niederlande mit den Prinzen Moritz und Friedrich Heinrich von Oranien, Friedrich V. von der Pfalz, Jakob I. von England, Christian IV. von Dänemark. Auf der rechten Seite Ludwig XIII. von Frankreich mit seiner Mutter Maria von Medici und Katholiken des südlichen Teils der Niederlande mit Erzherzog Albrecht VII. von Österreich und Isabella Clara Eugenia, Philipp III. von Spanien, Ambrosio Spinola sowie dem von Kardinälen in einer Sänfte getragenen Papst. Auf dem Fluss fischen Boote beider Konfessionen nach Seelen. Um Gläubige anzuziehen, braucht die katholische Kirche luxuriöse Gegenstände aus Gold, verzierte, schmuckvolle Amtstrachten, erhabene und überwältigende Musik. Demgegenüber, die Protestantische Kirche welche seinen Anhängern nichts anderes anbietet, als das Buch der Bücher, die Kargheit seiner Minister, und ein ruhiges und arbeitsames Leben.

 

Fegefeuer und Ablass

Der Begriff Hölle findet sich in verschiedenen Religionen wieder. Gemeint ist damit ein Ort der ewigen Verdammnis für Menschen, die während ihres Lebens gesündigt haben. Sie ist das Gegenstück zum Himmel und wird oftmals als Unterwelt der Toten dargestellt. Im Himmel werden gerechte Menschen nach dem Tag des jüngsten Gerichts empfangen. Die Höllenbilder dagegen sind düster und schrecklich, da schlechte Menschen dort für ihre Sünden auf der Erde bestraft und gequält werden. So die landläufige Meinung.

Das Fegefeuer wurde im 13. Jahrhundert von der katholischen Kirche geschaffen. Die Hölle als Ort ewiger Qualen wurde "ergänzt" mit dem Fegefeuer für vorübergehenden Qualen. Die Seelen der Verstorbenen mussten hier passieren, bevor sie in den Himmel finden konnten.


 

 
    
 
 

Fegefeuer-Darstellung von 1519 in der Predella des Hochaltars der Bad Wimpfener Stadtkirche

 

 

 

 

 

Fegefeuerdarstellung aus der elsässischen Legenda Aurea von 1419, Universitätsbibliothek Heidelberg

 

Die Kath.Kirche belegte Menschen die sich nicht den kirchlichen Normen entsprechend verhielten mit Strafen. Es wird unterschieden zwischen:

  • ewigen Sündenstrafen, die die ewige Verdammnis des Schuldigen in der „Hölle“ zur Folge haben
  • zeitlich begrenzten Sündenstrafen, die im „Fegefeuer“ oder noch auf Erden abgeleistet werden können

Durch das Busssakrament, die regelmässige Beichte, konnten durch die Priester ewige Sündenstrafen völlig, und zeitlich begrenzte Sündenstrafen dagegen nur teilweise erlassen werden. Damit das Warten nicht so lang und schmerzhaft würde, begannen die Päpste „Amnestien“ zu verkaufen, Begnadigungen für 100 Tage, für 500 Tage, 1000 Tage. Schon seit dem 14. Jh. begann die Kirche jedoch, den Nachlass der Sündenstrafen auch durch Geldzahlung zu gewähren. Du kauftest einen Ablass und dafür wurde dir ein Teil der Strafen im Fegefeuer erlassen. Später wurden die Ablässe auch gegen Vorauszahlung verkauft. Für große Sünden zahltest du mehr und konntest dich sogar aus der Hölle loskaufen. Bei kleinen Sünden zahltest du weniger und dir wurden Tage oder Monate im Fegefeuer erlassen. Damit du schneller in den Himmel kämest. 300 Jahre später verfeinerte Papst Leo X. das Geschäft und legte für jede Sünde einen Preis fest. Jede Straftat konnte vergeben werden, wenn man dem Vatikan das entsprechende Geld bezahlte. Jede Straftat: Vergewaltigung von Jungen und Mädchen, Inzest, Mord, sogar der Mord an der eigenen Mutter. Keine Sünde, die nicht gegen Geld vergeben werden konnte. Die Höhe des zu zahlenden Betrages richtete sich dabei schon bald auch nach der „Schwere“ der Sündenschuld, sondern vielmehr nach dem sozialen Stand des „Käufers“: Je größer das Vermögen bzw. je höher der Stand des Käufers auf der sozialen Stufenleiter war, desto teurer wurde der Ablassbrief. 

Der Ablassprediger Johann Tetzel brachte den Sinn dieser Praxis auf den Punkt: "Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer in den Himmel springt!"

Dieser Ablasshandels führte zum Konflikt mit Martin Luther, der gegen diese Art der Tilgung von Sündenstrafen im Jahr 1517 seine berühmten 95 Thesen verfasste. Hierin prangerte Luther nicht nur den Ablasshandel, sondern viele weitere Missstände in der katholischen Kirche an. Nach Luthers fester Überzeugung können sich sündige Menschen nicht durch Geld und Absichtserklärungen den Weg in den Himmel bahnen. Rettung für den Sünder bringt nach seiner Auffassung allein der feste Glaube und das Vertrauen an die Gnade Gottes.

 

 

 

Dominikaners und Ablasshändlers Johann Tetzel (ca. 1460–1519) 

 

 

 

Die Einnahmen durch den Ablass waren gewaltig. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde die bestehende Praxis von der katholischen Kirche nochmals enorm ausgeweitet und systematisch betrieben. Das hatte u. a. den folgenden Grund: In Rom war im 4. Jh. über dem Grab des Apostels Petrus eine Kirche errichtet worden. Diese Peterskirche, eine fünfschiffige Hallenbasilika, sollte schon Mitte des 15. Jahrhunderts erneuert werden, was aber an Finanzknappheit zunächst scheiterte. Im Jahre 1506 konnte man endlich mit dem kompletten Neubau der Kirche als Petersdom beginnen. Zur Finanzierung dieses äußerst kostspieligen Bauwerks bediente sich die Kirche nun vor allem der Einnahmen aus dem Verkauf von Ablässen.

 

Der Petersplatz im Morgengrauen

 

 

 

 

 


Ablassbrief von 1516 im Kulturhistorischen Museum in Stralsund

 

 

 

 

 

 

Ablasskrämer, Maske beim Schembartlauf, ein Brauchtum an der Nürnberger Fasnacht, Anfang des 16. Jh.s

 

 

 

 

 

 

Buchtitel: 

"Heilsame Kurzweil die Seelen zu fischen; Das ist gründliche und ausführliche Unterweisung / Wie und warum man sich sonderlich bemühen solle die betrübte Seelen des Fegefeuers aus ihren schweren Peinen zu erledigen. Mit Erlaubnis der Oberen." Gedruckt zu Luzern, 1668

 

Zwischen der Röm.-kath. Kirche und der Reformation war das Vorhandensein der Hölle nie strittig! Die reformatorische Theologie bestreitet jedoch gegenüber der Röm. - Kath. Kirche, dass jeder gestorbene Mensch, auch wenn er Christ ist, schon vor dem Tag des göttlichen Gerichts durch ein längeres oder kürzeres qualvolles reinigendes „Fegefeuer“ gehen müsse. Auch die daraus resultierende Röm.- kath. Lehre wird abgelehnt, dass die Kirche gegen bestimmte Leistungen, mit einem „Ablass“ vom Fegefeuer ganz oder zeitlich verkürzend befreien könne. Dafür gibt es keinen Hinweis in den Schriften der Bibel. Diese falschen Lehren waren Auslöser der Reformation. Wahre Buße, in der uns Vergebung der Sünde und ewiges Leben im Namen Jesu Christi geschenkt wird, ist etwas ganz anderes.

 

Galater 2,16

"Wir wissen sehr genau, dass wir nicht durch Taten, wie das Gesetz sie von uns fordert, vor Gott bestehen können, sondern allein durch den Glauben an Jesus Christus. Wir sind doch deshalb Christen geworden, weil wir davon überzeugt sind, dass wir nur durch den Glauben an Christus von unserer Schuld freigesprochen werden; nicht aber, weil wir die Forderungen des Gesetzes erfüllen. Denn kein Mensch findet durch gute Werke Gottes Anerkennung."

 

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