Spanische Hinrichtung von Hugenotten, um 1565, von Unbekannt

Sechs Möglichkeiten

 

Hugenotten, Teil 10, Verfolgung

 

Unter Ludwig XIV., dem Sonnenkönig, bleiben den Hugenotten nur wenige Alternativen: Vom Glauben abschwören und zum katholischen Glauben übertreten, ein Leben in Heimlichkeit, Galeere, Folter und Tod, Flucht oder Widerstand. Die letzte Option bedeutete meist den Untergang. 

 

 

 

 

 

 

Lithographie von einer Zeichnung, 1686, Musée Carnavalet, Paris

 

Auf dieser Zeichnung aus dem 17.Jh.  wird mit beissendem Humor aufgezeigt, welche Möglichkeiten angewendet wurden, um Ketzer zum katholischen Glauben zu überführen: 

  • Mittel 1:  Das Rad, auf welches Leute geflochten wurden
  • Mittel 2:  Das Gefängnis, hier beschrieben mit "Ort der Umkehr"
  • Mittel 3:  Auspeitschung
  • Mittel 4:  Galgen
  • Mittel 5:  Galeere
  • Mittel 6:  Scheiterhaufen

Der katholische Priester in seinem schwarzen Gewand fordert mit klarer Geste den vor ihm knienden Mann zur Unterwerfung auf. In der anderen Hand hält er als Beglaubigung ein Dekret des Königs mit seinem Namen. Es ist Marilhac, Intendant von Poitou, welcher sich diesen mörderischen Prozess des Drucks erdacht hat. Entlarvt wird er, durch die Pranke eines Raubtiers, die unter seine Robe hervorschaut. Wer genau hinschaut erkennt auch in seinen Haaren eine Mähne und in der Härte seines Blicks und der Form des Mundes eine Bestie.

 

Es sind in der Karikatur nicht alle angewendeten Massnahmen aufgeführt. So wurden, um Druck ausüben zu können, in die protestantischen Haushalte kurzerhand Dragoner einquartiert.

Die Hugenotten, Teil 2, Gewalt übersteigt Vernunft, gestiefelte Missionare

Aber das war lediglich ein Teil der Repressalien. Eine Verordnung vom 1. Juli 1686 bestraft nach Frankreich zurückkehrende Pastoren sowie alle Gläubigen, die bei einer geheimen Versammlung angetroffen werden, mit dem Tode. Um die Emigration einzudämmen, dehnt eine Verordnung vom Oktober 1687 die Todesstrafe auf Schleuser aus, die Flüchtlingen geholfen haben. Am 15. März 1689 ergeht der Befehl, die Veranstalter geheimer Versammlungen ohne weitere Umstände zum Tode zu verurteilen. Die Art und Weise der Hinrichtung ist fürchterlich : Folter, dann Rädern oder Verbrennen auf dem Scheiterhaufen, im „besten“ Fall Tod durch Erhängen.

Das Rad

Ein Ketzer auf der Folterbank der Inquisition. Das "Rädern" gehörte zu den brutalsten Strafen des Mittelalters. Der durch Folter geschundene Körper wurde mit gebrochenen Armen und Beinen auf das Rad gebunden. Derartige Hinrichtungen waren Anlass zu ausgelassenem Jahrmarkts- trubel. Doch die Zuschauer trieb nicht einfach ein perverser Voyeurismus an, sondern für sie ging es auch um die Wiederherstellung der göttlichen Ordnung durch die Ausschaltung eines Menschen, der diese geschändet hatte. Entsprechend bemüht war daher die Kirche, den Sündern so weit beizustehen, dass ihnen nach dem Erleiden ihrer Strafe doch noch ihr Seelenheil zuteil werde. In diesem Sinn sollten Ketzer und Zauberer durch eine irdische Variante des Fegefeuers gehen.

 

Galleere

Nahezu 1.550 « Galeerensträflinge für den Glauben », die verurteilt wurden, weil sie ihre religiösen Überzeugungen nicht aufgeben wollten, verbrachten bis zu 30 Jahre auf den Galeeren. Die Galeeren dienten mehr als Haftanstalten denn als Kriegsschiffe.

Auf einer normalen Galeere wurden 260 Ruderer gebraucht, die nötigen Mannschaften mussten von den Gerichten zugeliefert werden. Die Verurteilung der Protestanten erfolgte jedoch nicht, weil ein tatsächlicher Bedarf an Arbeitssklaven bestände, sondern um ein abschreckendes Beispiel zu geben und Angst zu machen. Die Ruderer waren Tag und Nacht an ihre Bänke gekettet, die sich auf dem einzigen ungeschützten Deck der Galeere beiderseits eines Ganges befanden. 

Scheiterhaufen

Heinrich II. legte 1547 die Bekämpfung der Reformierten in die Hände eines staatlichen Ausnahmegerichtes. Die "Chambre ardente", die Scheiterhaufenkammer wird in Paris konstituiert. In ganz Frankreich lodern zu dieser Zeit die zahlreichen Feuer der zum qualvollen Tod verurteilten Hugenotten.

 

Mehr zum Thema Psalmengesang der Hugenotten: Artikel "Eingeklemmt", letzter Absatz und Artikel "der singende Tod"

Gefängnis

Seit der Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) droht Protestanten, die versuchen, Frankreich zu verlassen und dabei gefasst werden, die Galeeren- strafe, soweit es sich um Männer handelt, und die Gefängnisstrafe für Frauen. Dies gilt auch für alle diejenigen, die ihnen geholfen haben. Alle, die an einer geheimen Versammlung teilgenommen haben und festgenommen wurden, werden gleichfalls verurteilt. Die Türme der Befestigungsmauern von Aigues-Mortes dienten als Gefängnis. Ab 1707 wird die Tour de Constance („Turm der Standhaftigkeit“) ausschließlich mit Frauen belegt, die wegen ihres Glaubens zu lebenslanger Haft verurteilt sind. Die Zahl der Gefangenen bewegte sich zwischen 17 und 34. 

 

Bilder zu Galeeren:

Ludwig XIV. besass 40 Galeeren, davon 34 mit Heimathafen in Marseille. Bereits ein halbes Jahr nach der Aufhebung des Ediktes von Nantes war das Gefängnis, welches den Hafen von Marseille umschloss, mit 1200 Hugenotten gefüllt, welche zum Dienst auf den Galleren verurteilt waren. Im Ganzen waren es mehr als 5000. Den Verurteilten wurde öffentlich die 3 Buchstaben GAL in den Rücken mit glühendem Eisen eingebrannt. Die aus religiösen Gründen verurteilten Sträflingen wurden mit den übelsten Sträflingen über einen Kamm gezogen.

Jedes Schiff trug 300 Ruderer und 50 Ruder. Die Ruder, die sie im Gleichtakt zu bewegen hatten, waren 12 Meter lang. In der Regel wurden zum Rudern zwei Mannschaften eingeteilt, mit 20-25 Schlägen pro Minute. 44% der Sträflinge starben im königlichen Krankenhaus der Galeerengefangenen in Marseille. Zur Besatzung gehörten neben den Ruderern noch 250 Marinesoldaten. Bewaffnung: 5 Kanonen aus Bronze und 12 Steinschleudern.  Prügel wurden von den Sträflingen am meisten gefürchtet. Man kettete sie los und peitschte sie vor aller Augen aus. Die wunden wurden mit Essig und Salz behandelt.

 

Bilder zum Tour de Constance:

Das Gefängnis war meist ein unterirdisches Verlies, in dem die Menschen in drangvoller Enge gefangen gehalten wurden. Ihr Bett waren Strohmatten, das Essen bestand aus 1,5 Pfund Brot am Tag und Wasser. Das wohl bekannteste Schicksal einer Gefangenen ist wohl das der Marie Durand. Sie wurde als 15-jährige in den Turm de la Constance in Aigues-Mortes am Mittelmeer eingesperrt und wurde 38 Jahre später, 1768, als die drei letzten Gefangenen freigelassen wurden, begnadigt und entlassen. Gründe für diese Strafe waren, dass ihr Bruder Wüstenpfarrer war und sie außerhalb der katholischen Kirche geheiratet hatte. Eine Freilassung konnte normalerweise nur unter der Auflage geschehen, dass man seinem reformierten Glauben abschwor. Doch ebenso wie Marie Durand taten das nur die wenigsten.

 

Bilder zum Tour de Crest:

Während den Religionskriegen spielte der Turm von Crest eine entscheidende Rolle. Von beiden Seiten wurde er wechselweise als Hauptquartier benutzt. Der älteste Teil des Turmes stammt aus dem 4. Jh. und wurde von den Römern auf dem Geländekamm erbaut. Den Überwachungsposten mit einem Leuchtfeuer gebrauchte man damals, um Nachrichten von Valence nach Italien zu übermitteln. Der grösste Teil des Monumentes stammt aus der 2. Hälfte des 14. Jh. An der Fassade Richtung Stadt kann man 6 grosse Haken erkennen. Hier wurden die von den Lehnsherrschaft Verurteilten aufgehängt - später dann auch Märtyrer. Die Raben kreisten über den Körpern und die Raubvögel stürzten sich darauf. An der Decke von verschiedenen Räumen sind Ringe befestigt. Die Opfer wurden gebunden und daran gehängt, um sie zu foltern. In der Stille hörte man manchmal bis zur Stadt hinunter die Knochen krachen und die Leidenden stöhnen. Im 2. Stock kommt man ins Gefängnis, welches mit mehreren massiven Türen verschlossen wurde. Im Boden kann man den vergitterten Eingang einer 8 Meter tiefen "Oubliette" entdecken. Man liess die Unglücklichen mit Hilfe eines Flaschenzuges, der am darüber befestigten Ring hing, in die Tiefe hinunter. Im 3. Stock ist der Altar der Kapelle von St.Catherine. Hier vollzogen sich demütigende und penible Szenen des Lossagens und Abschwörens. 

 

Rund 900.000 reformierte Franzosen, allgemein Hugenotten genannt, waren seit dem Edikt von Fontainebleau vom 18. Oktober 1685 gezwungen, zum Katholizismus zu konvertieren – oder Frankreich zu verlassen. Ludwig XIV. hatte es so gewollt. Im Geist des Absolutismus sollte in seinem Reich nur eine Konfession herrschen. 

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