Penis und Vagina

 

Cartoon; Essay

 

In den Anfängen der Christenheit wurde gegen die erotische Zügellosigkeit, die den Zerfall der antiken Familie charakterisierte, die asketische Verdammung der Geschlechtlichkeit gepredigt. Von der eigentlichen biblischen Lehre wurde einseitig vor allem der gesetzliche, strenge Aspekt in den Vordergrund gerückt. Die asketisch, körperfeindlichen Tendenzen stammen paradoxerweise aus der heidnischen Welt, aus den hellenistischen Mysterienreligionen einerseits, andererseits aus dem Neuplatonismus. 

 
 
 
 
 
     Was früher die Angst
     vor der Sexualität war,
     ist heute die Angst vor
     dem sexuellen Versagen.
 

Im Urchristentum wurde die Frau von vielen Kirchenvätern als die Unreine und die Verführerin angesehen, welche die Sünde in die Welt brachte und den Mann zugrunde richtete. Tertullian (150-220 n.Chr.) sagte: "Weib, du sollst stehts in Trauer und Lumpen gehen, dem Blick deine Augen voll Tränen der Reue darbietend, um vergessen zu machen, dass Du das Menschengeschlecht zugrunde gerichtet hast. Weib. Du bist die Pforte zur Hölle". Im frühen Christentum liessen sich Männer wie z.B. Origines (185-255 n.Chr.) kastrieren, um sich von sexuellen Anfechtungen zu befreien. Doch gegen diese Praxis wandte sich schon der Kirchenvater Hieronymus (374-420 n.Chr.), und durch Kirchengesetz wurden auf dem 1. Konzil von Nicäa (325 n.Chr.) und auf der Synode von Arles (452 n.Chr.) jene, die sich selbst kastrierten, aus dem Klerus ausgeschlossen. Der Mensch habe nicht das Recht, einem sittlichen Kampf, den er mit Gottes Hilfe bestehen und durch den er reifen könne, mit dem Eingriff in seine körperliche Unversehrtheit auszuweichen. Allerdings: Wer vollkommen sein wollte, durfte keinen Geschlechtsverkehr haben. Ausdrücklich wurde die Lust an der sexuellen Vereinigung als das Sündige erklärt. Mit dieser Einstellung wurde die geistliche, ehelose Perfektion gefördert und der Grundstein für das Mönchstum gelegt. Hieronymus und Eusebius stimmten darin überein, dass die Aussage der Bibel "seid fruchtbar und mehrt euch" nicht länger der Zeit mehr entspreche und die Christen nicht zu kümmern hätte.

Thomas von Aquino : (1227-1274 n.Chr.) "Der geschlechtliche Verkehr mit der Frau zieht den Geist nicht von der Tugend, sondern von dem Gipfel herab, das heisst von der Vollkommenheit der Tugend." 

 

Im Pietismus findet diese negative Haltung zur Sexualität leider ihre Fortsetzung und entwickelt im 19.Jh. gleichzeitig eine bizarre Vergeistlichung. Zinzendorf z.B. unterscheidet zwischen nötigen Gefühlen und der Begierde: "Den nötigen Gefühlen kann sich kein Mensch entziehen, sie sind weder schädlich noch verwerflich. Nur dürfen sie nicht ins Gemüt eintreten, sonst erhalten sie eine Intensivierung und werden zu sündiger Lust, Begierde und Wolllust. Dem ist nur zu entgegnen durch eine sakramentale Verwandlung des Geschlechtslebens: Die geschlechtliche Verinigung in der Ehe ist die Konkretisierung von Christi Vereinigung mit der Gemeinde. Der Ehegatte ist der "Prokurator Christi". Die Ausübung der "ehelichen Pflicht des Mannes" dient der Vorbereitung der Vereinigung mit Christus. Der rechtmässige Ehemann ist Christus. Der Prokurator hat daher in seiner Ehegattin in erster Linie die Braut des Erlösers zu sehen. Ebenso hat die Ehegattin in ihrem Mann zuerst Christi Stellvertreter zu sehen. Mit der gleichen Einstellung, mit der wir zum Abendmahl gehen, vollziehen wir unser Geschlechtsleben. Wie beim Abendmahl ist er auch bei der Geschlechtsvereinigung gegenwärtig. Wie es niemand in den Sinn kommt, den Altarwein zu missbrauchen, so wird auch niemand die geschlechtliche Vereinigung zur Befriedigung sinnlicher Lust missbrauchen".

 

 

 

Die Bibel ist weit weniger sexfeindlich, als man landläufig meint. Stell Dir vor, schon ganz am Anfang der Bibel wird von primären Geschlechtsorganen gesprochen: Penis und Vagina. Noch heute haben Manche ihre Mühe diese Worte auszusprechen:

 

Penis und Vagina

Was für ein Affront.

1. Mose 1,27 "Gott schuf den Menschen als sein Abbild, ja, als Gottes Ebenbild; und er schuf sie als Mann und Frau." Hier stehen im hebräischen Urtext nicht die Worte Mann und Frau, sondern Penis und Vagina. Siehe: https://www.pietro.li/mann-und-frau

Gott schuf den Menschen als sexuelles Wesen. Gott hat demnach die Sexualität gewollt - und zwar mit allen Bezügen, Details, Lusterfahrungen, Anziehungskräften und körperlichen Aspekten. Die Bibel ein für allemal: Sex ist nichts Anrüchiges, Verbotenes. Sex ist eine von der höchsten Instanz gewollte Gabe an die Menschen. Ja noch mehr. Es wird in der Bibel im unmittelbarem Zusammenhang von "Penis und Vagina" (siehe 1.Mose 1,27) erwähnt, dass der Mensch nach dem Bild Gottes geschaffen wurde. Lustempfinden und selbst Triebhaftigkeit entsprechen Gottes Art.

Die Bibel redet positiv von Sex. Im "Hohelied der Liebe» wird Erotik und Sexualität in den höchsten Tönen gepriesen und in filigraner Weise beschrieben. Wenn dann dennoch von manchen berichtet wird, die an ihrer Sexualität scheitern, die sie missbrauchen und an ihr unglücklich werden, dann schwingt dabei immer mit: Eigentlich war das von Gott ganz anders gemeint - Sexualität zur Freude, zum Glück.

Paulus gilt bei vielen, die ihn nicht kennen, als Sexfeind Nr. 1 in der frühen Kirche - mit Einfluss bis in die heutige Zeit. Der Gegenbeweis ist weithin unbekannt: Er vergleicht die innige Gemeinschaft der Liebenden mit der Innigkeit der Gottesbeziehung, die Menschen haben können. Das «sexuelle Bild» für den Glauben und das Vertrauen zwischen Gott und Mensch ist ihm überhaupt nicht anrüchig. Dass Paulus klare Worte sagt zur Prostitution, zur menschenverachtenden Geilheit in der damaligen Gesellschaft und zur Sexualität zwischen engen Verwandten, ist selbstredend. Sex soll für ihn nie der Ausbeutung mit Unterdrückung dienen. Sex sollte auch nicht Beziehungen zerstören.

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