Hugenotten, Teil 19, Flucht
Bis 1683 haben sich nur wenige Menschen entschlossen, das Königreich zu verlassen. Nachdem aber König Ludwig XIV. am 17. Oktober 1685 die Aufhebung des Ediktes von Nantes durchsetzen konnte, wurden die Schickanen immer schlimmer. Die Hugenotten durften verschiedene Berufe nicht mehr ausüben und auch keine Handwerksmeister mehr sein. Sie verloren ihre Lebensgrundlage. Soldaten - die auch Dragoner genannt wurden - quartierte man in den Häusern der Hugenotten ein. Dort hausten sie schrecklich und quälten die Menschen. Das Leben der Hugenotten wurde bedroht, Kirchen wurden geplündert und Menschen ermordet. In der Folge traten viele Hugenotten wieder zum katholischen Glauben über. Andere flüchteten aus Frankreich. Es zog sich eine Flut von Flüchtenden über das Land. Paris verlor 1200 Familien. Bordeaux musste 40'000 Protestanten ziehen lassen. 184'000 verliessen die Normandie. Insgesamt flohen mehr als 400'000 Protestanten aus Frankreich. Einige gingen in die Niederlande und nach England, aber auch in die Schweiz und Deutschland, die skandinavischen Länder, Russland oder Amerika. Frankreich entleerte sich.
Die Handelskammer von Lyon klagte 1753: "Die Epoche seit 1685 war fatal für unsere Industrie, nicht so sehr, weil man uns Arbeitskräfte entzog, sondern weil neue Industrien in England und Holland dadurch verursacht wurden."
Frankreich entleerte sich. Paris verlor 1200 Familien. Bordeaux musste 40'000 Protestanten ziehen lassen. 184'000 verliessen die Normandie. Insgesamt flohen mehr als 400'000 Protestanten aus Frankreich. Einige gingen in die Niederlande und nach England, aber auch in die Schweiz und Deutschland, die skandinavischen Länder, Russland oder Amerika.
Karte aus: Hugenottenmuseum Bad Karlshafen
Gravierung von Jan Luyken, (1649-1712), Bibliothek des Protestantismus, Paris
Diese Gravierung wurde 1696 in Amsterdam ausgestellt. Luyken hatte versucht, in einer einzigen Zeichnung, die diversen Formen der Auswanderung darzustellen. Im Hintergrund die Flucht über das Meer und im Vordergrund über das Land. Man kann auch die unterschiedlichsten sozialen Schichten entdecken. Rechts eine Grossfamilie in dürftiger Erscheinung. Links eine Gruppe von Männern, Bürger oder Kaufleute, deren Kleider einen gewissen Wohlstand verraten. Es ist nur wenig wahrscheinlich, dass wie dargestellt, Bauern ihre Ochsen und Schweine mitnehmen konnten. Im mittleren Teil des Dokumentes werden Leute verhaftet durch bewaffnete Truppen und ins Gefängnis oder die Galeere abgeführt.
Auf der Flucht stiessen die Hugenotten aus den Cevennen und der Provence auf natürliche Grenzen, besonders die Rhône, da Brücken selten waren. Auf dem Weg nach Lausanne ist das Gebirgsmassiv Jura schwer zu überqueren, und über die Schluchten des Doubs führen nur wenige Brücken. Die Wege werden stark überwacht durch bewaffnete Truppen. Die Hugenotten wanderten darum nachts, versteckten sich tagsüber, verkleideten sich als Bettler, Hausierer oder Rosenkranzverkäufer. Sie verstellten sich als Kranke, Stumme, Verrückte. Doch viele starben vor Hunger, Erschöpfung und Kälte. Eine Flucht war sehr riskant. Man musste immer mit Verhaftung und Abführung in ein Gefängnis oder auf die Galeeren rechnen.
Flucht der Hugenotten, Holzstich, 19.Jahrhundert, Einzelblatt aus: Histoire populaire de la France, Paris: Typographie Lahure, ND (vrmtl. 1865), 3:290
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"Planwagengespann" im 17. Jh., Federzeichnung, Zeichner unbekannt, Museum der Post, Bern
Die 4-rädrigen Planwagen wurden in der Schweiz oft beschädigt durch die topographischen Verhältnisse. Sie waren reserviert für den Transport der Frauen, Kindern und Zerbrechlichem. Die Männer bevorzugten es auf dem Pferd zu reisen.
Ausstellung "le refuge huguenot en Suisse", Lausanne 7.Juni - 27.Oktober 1985
Die ältere Geschichtsforschung betonte vor allem die religiösen Motive der Hugenotten zur Flucht. Heute geht man davon aus, dass sich unter ihnen auch Wirtschaftsflüchtlinge befanden, die ihr Glück im Ausland versuchen wollten. Sogar "Betrüger" sind überliefert, die sich als hugenottische Flüchtlinge ausgaben, um von den Unterstützungsgeldern in den Aufnahmeländern zu profitieren.
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