Haggai

 

Der Prophet Haggai hatte folgende Botschaft von Gott weiterzugeben: 

 „Ihr wohnt in Häusern mit getäfelten Wänden, während mein Haus in Trümmern liegt?“

 

Was war passiert?

100 Jahre zuvor ist Israel von den Assyrern überrannt worden. Dann folgte der Eroberungsfeldzug der Babylonier. Die beiden Völker hatten dieselbe Strategie. Besiegte Gegner wurden auf Pfähle aufgespiesst und zur Schau gestellt. Man hackte Hände ab, transportierte diese nach hause um den Sieg zu deklarieren. Die Hälfte der Bevölkerung der eroberten Gebiete wurde deportiert und im eroberten Land wurden andere Bevölkerungsgruppen angesiedelt. Die Stadtmauern Jerusalems und auch der Tempel wurden dem Boden gleich gemacht.

Doch dann trat eine neue Weltmacht auf.

 

Die Medo-Perser

Das persische Reich umfasste vor 2'500 Jahren die halbe Erde - ein riesiges Imperium, das von Griechenland, über Ägypten, bis ins heutige Indien reichte. Kyros der Grosse, war als Staatsmann ein Vorbild: Menschlich, grossmütig, intelligent sowie strategisch und taktisch brillant. 

Obwohl es bereits so lange zurückliegt, sind seine Führungsgrundsätze und sein Führungsstil fortschrittlicher, als dies bei vielen heutigen Führungspersonen der Fall ist.

Dies kommt auch im biblischen Bericht zum Tragen. Dank einer Verordnung des Perserkönigs im Jahr 537, war es den Juden erlaubt, nach Jerusalem zurückzukehren.

Esra 6,3+5

»Im 1. Regierungsjahr ordnet König Kyros an, den Tempel in Jerusalem an seinem früheren Ort wieder aufzubauen, damit dort Opfer dargebracht werden können. Er soll 30 Meter hoch und 30 Meter breit sein. Die Mauern sind abwechselnd aus drei Schichten Quadersteinen und einer Schicht Balken zu errichten. Die Kosten trägt das persische Königshaus. Die goldenen und silbernen Gegenstände, die Nebukadnezar aus dem Tempel in Jerusalem geraubt und nach Babylon mitgenommen hat, sollen zurückgebracht werden, jeder an seinen alten Platz.«

Im Film "300" wird Xerxes, Sohn des Darios, als grotesker, gepiercter Riese dargestellt. Ein Feldherr, der als antike Drag-Queen posiert. Er unterscheidet sich nicht sonderlich von dem, der in der abendländischen Geschichtsschreibung als  maßloser orientalischer Despot geschildert wird - jähzornig, grausam und zum Scheitern verurteilt. Dies liegt vor allem daran, dass nahezu alles, was über Xerxes geschrieben wurde, auf antiken griechischen Quellen basiert. Und deren Autoren waren dem Zerstörer Athens, alles andere als wohlgesinnt.

 

 

 

Rechts daneben eine Zeichnung des Xerxes basierend auf historischen Dokumenten und Artefakten.

 

Im Buch Esra wird berichtet von der ersten Rückkehr. Es waren etwa 50‘000 Juden welche in ihrer alten Heimat ankamen. Ihre erste Aktivität bestand darin, einen Altar zu errichten, um Gott opfern zu können (Esra 3,3). Es war ausserdem ihr Wunsch, den Tempel Gottes wieder zu bauen, der unter Nebukadnezar zerstört worden war. Unverzüglich machten sie sich an die Arbeit. Als die Bauleute den Grund legten, gab es ein großes Jubelfest, in das sich allerdings die Tränen derer mischten, die den Tempel Salomos noch gesehen hatten (Esra 3,10–13).

Das vierte Kapitel des Buches Esra berichtet uns von den Aktivitäten der Gegner dieser zurückgekehrten Juden. Zuerst kamen sie mit List. Sie boten den Juden an, mit ihnen bauen zu wollen. Diese Taktik der Vermischung wurde unmittelbar erkannt. Mit klaren Worten erteilten Serubbabel, Josua und die übrigen Führer des Volkes eine Absage (Esra 4,1–5). Danach änderten die Feinde ihre Strategie. Was ihnen mit List nicht gelang, erreichten sie nun mit der Androhung von Gewalt. Sie schalteten den König Persiens ein und erreichten schließlich, dass König Artaxerxes (523–522 v.Chr.) den Befehl erteilte, mit dem Bau aufzuhören. Der Geschichtsschreiber fasst dies so zusammen (Esra 4,24):

„Damals hörte die Arbeit am Haus Gottes in Jerusalem auf, und sie unterblieb bis zum zweiten Jahr der Regierung des Königs Darius von Persien“

Es müssen etwa 2 Jahre vergangen sein, bis Gott den Propheten Haggai berief und ihn mit einer Botschaft zum Volk schickte (Esra 5,1).

 

DIE WAHREN URSACHEN FÜR DEN BAUSTOPP

Haggai bleibt in seiner Botschaft nicht bei den äußeren Dingen stehen. Er spricht nicht von der Bedrohung der Feinde, sondern er deckt die wirklichen Hintergründe auf. Er zeigt deutlich und schonungslos, warum die Juden tatsächlich aufgehört hatten zu bauen. Haggai nimmt kein Blatt vor den Mund. Eigeninteresse, Gleichgültigkeit und Nachlässigkeit waren die wirklichen Ursachen für den Baustopp.

 

 „Ihr wohnt in Häusern mit getäfelten Wänden, während mein Haus in Trümmern liegt?“

 

Ist es falsch, sich ein Haus zu bauen? Nein darum geht es nicht. Das Wort "getäfelt" macht den Unterschied. Das Haus Gottes, der Tempel war den Menschen nicht so wichtig, aber Holzabdeckungen oder gebrannte Tontafeln an den Wänden ihrer eigenen Häuser. 

Die Leute waren erst noch aus der Gefangenschaft zurückgekommen und hatten einen Trümmerhaufen vorgefunden. Die Stadtmauern von Jerusalem lag am Boden … die eigenen Häuser waren verwüstet. Man musste erst mal schauen, dass die Felder wieder bestellt wurden und den Handel wieder aufbauen. Und scheinbar ist das alles gelungen. Ein gewisses Mass an Reichtum und Wohlstand schien sich breit zu machen. Man konnte sich Luxus wie getäfelte Wände leisten. Es könnte auch sein, dass das Gold das ihnen der persische König aus dem Tempelschatz mitgegeben hat, in den privaten Häusern eingesetzt wurde.

 

Hier liegt für mich die Aktualität des Geschehens.

Es geht uns gut. Wir haben alles was wir brauchen. Fast alles was uns beschäftigt hängt aber mit unserem eigenen Wohlergehen zusammen. Das ist einfach zu wenig, wenn sich unser Leben nur um das dreht, was bezahlt wird. Wenn wir lediglich an unser eigenes Wohl denken, und die nächsten Ferien oder der Kauf unseres nächsten Autos unser Leben prägt. Das ist irgendwie auch erbärmlich. Gott will mehr von uns. Es geht um Sinn und Erfüllung. Gott will uns gebrauchen und zwar dahingehend, dass die Welt ein wenig besser wird. 

Einsicht

Haggai 1,7  

„Begreift doch“

 

Zuerst geht es um die Überwindung unserer eigenen Befangenheit, um Einsicht, Umkehr und Busse.

 

Matth. 6.33

„Trachtet zuerst nach Gottes Reich und seiner Gerechtigkeit so wird euch alles andere zufallen.“

 

Das Wichtigste kommt zuerst. Es ist eine Frage der Prioritäten. Es geht jedenfalls um mehr, als nur um das ganz private Seelenheil.

Handeln

Haggai 2,4

„Seid mutig und handelt“

 

3x wird das Mutigsein betont …. Scheinbar haben wir das nötig. 

Im Kontext geht es um den Bau des Tempel Gottes. Der Tempel war früher ein Gebäude, wo Gott gegenwärtig war. Heute wohnt Jesus in jedem Menschen, der ihm sein Herz öffnet. Es geht also nicht darum, dass wir ein Kirchengebäude bauen. Davon hat es bereits genug. Gebäude, die nicht beseelt sind. Es geht ums Bauen des Reiches Gottes. Es geht darum, dass wir unsere Werte einsetzen, damit Gott einen Ort hat .… möglichst viele Orte hat.

 

Ausreden

Haggai 1,3

„Das Volk behauptet, die Zeit sei noch nicht gekommen“.

 

Die Leute von damals hatten eine super Ausrede. Manchmal sieht man es nicht, ist wie blind. Man ist absolut von der eigenen Position überzeugt. Entwickelt Reflexe und Ausreden.

Ermutigung

Haggai 2,4+5+13

„Ich bin bei euch … Mein Geist ist in eurer Mitte …. Fürchtet euch nicht, denn so spricht der Herr der Heerscharen.“

 

Nach dem das Volk die Warnung Gottes gehört hatte und sich entsprechend ausrichtete, kommt Gott mit der mutmachenden Botschaft

Manchmal macht sich Frust breit. Es geht nicht so einfach, man bekommt den Eindruck, es sei unmöglich. Die Israeliten waren nicht sehr motiviert und vielleicht auch etwas desillusioniert. Was sollte das, ein Tempel!? Derjenige von Salomo wurde zerstört und abgerissen. Das hat sich in ihrem Kollektiv wohl gesetzt.

 

Haggai 2,9

„Der neue Tempel wird den früheren weit in den Schatten stellen, so prachtvoll wird er sein! An dieser Stätte werde ich Frieden und Heil schenken. Das verspreche ich, der HERR, der allmächtige Gott!«

 

Die Menschen damals haben mit dem Tempel Salomos verglichen und sind daran fast gescheitert. Aber Gott richtet ihren Blick weiter. Wir sollten uns nicht demotivieren lassen von Umständen. Wer weiss, was aus dem Kleinen, was wir von Herzen machen werden kann. Gott kann sich darin verherrlichen. Jesus hat mit ein paar Fischen und Broten über 3000 Leute zu Essen gegeben.

 

Durchlöcherte Geldbeutel

Haggai 1,6+9

„Ihr trinkt und bleibt doch durstig. Ihr kleidet euch, und keinem wird warm. Und wer Geld verdient, der legts in einen löchrigen Beutel.“ „Ihr erwartet viel, aber siehe, es wird wenig …“

           

Ein spezielles Bild. Ein Bild, das aber auch in unsere Zeit passt. Das Geld rinnt uns zwischen den Fingern durch. Wir haben eigentlich alles, sind aber nicht zufrieden und haben auch nie genug.

Es ist ja auch sooo schwierig - Bsp.: 10 Meter Verkaufsvitrine mit Joghurt im Einkaufszentrum

Mehr und noch mehr, das ist unsere Devise. Selbst bei Dingen, wo wir wissen, dass sie nicht gut sind, und der Umwelt schaden oder sich auf unsere Kinder schlecht auswirken, selbst da können wir uns nicht zurückhalten. 

Gott hat damals den Israeliten seinen Segen entzogen. Schlimm dabei ist, dass auch andere Menschen und Tiere darunter leiden müssen:

 

Haggai 1,11b

„Dürre über Land und Berge, über Korn, Wein, Öl und über alles, was aus der Erde kommt, auch über Mensch und Vieh“.

 

Auch dies trifft auf unsere Zeit zu. Aber es ist uns irgendwie egal.

Vollendung

Haggai 2,7-9

„Ich erfülle dieses Haus mit Herrlichkeit“

 „Ich sorge dafür, dass mein Haus wieder mit herrlichen Schätzen ausgestattet wird. Mir gehört Silber und Gold.“

 

Wir können und müssen nicht alles machen. Es reicht, Gott Raum zu schaffen in unseren Herzen, in unserem Leben und zu handeln im Vertrauen auf ihn. Gott vollendet das Werk.

 

 

 

Nachbildung des Tempels von Jerusalem, wie ihn Jesus erlebt hat, zur Zeit des Herodes des Grossen. 

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