Guerilliakrieg

 

Hugenotten Teil 18, Die Camisarden

Guerilliakriege sind eine Erscheinung der Moderne, so könnte man meinen. Das Wort jedenfalls wurde Anfang des 19. Jh. über das französische guérilla, aus dem spanischen guérrilla entlehnt und ist einen Verkleinerungsform vom Wort Krieg. Aber man kann durchaus behaupten, die Camisarden seien die Erfinder des Guerillia-Krieges. Unerfahrene Führer mit 2-3000 Männern haben 25-30000 königliche Soldaten, die von berühmten Generälen wie Marschall de Villars geführt wurden, zwei Jahre lang in Schach gehalten. Die Kamisarden sind nicht besiegt worden. 

Ausgangslage für diesen Krieg in den Cevennen ist die totale Unterdrückung mit der die Hugenotten ab 1661 konfrontiert waren. In den Cevennen hatte sich fast das ganze einfache Volk dem Calvinismus angeschlossen. Die Zentralmacht, der Klerus, und die Feudalherren entfachten einen Prozess, welcher zur Aufhebung des Edikts von Nantes führte (1685). Von da an werden die Protestanten aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen.
Seiner Pastoren, Psalmen und Bibeln beraubt, trifft sich dieses Volk bei "Versammlungen in der Wüste" (désert). Als Wüste wurden jene versteckten Orte bezeichnet, an denen mehr als ein Jahrhundert lang die Protestanten heimlich ihre Gottesdienste abhielten. Im Juli 1702 bricht nach der Ermordung des Pfarrers du Chaila in Pont-de-Montvert ein latenter Partisanenkrieg aus.

Die Camisarden wurden von den Engländern mit Geld und Waffen unterstützt. Der Krieg endete mit der Entvölkerung der Cevennen und verursachte einen wesentlichen Teil der französischen Staatsschulden am Ende des Spanischen Erbfolgekrieges.

Jean Cavalier, von Pierre-Antoine Labouchère, 1864, Musée du Désert, Mialet

 

 

 

 

Ende 1702 haben sich einige Chefs der Camisarden zusammengefunden, um einen kriegerischen Aufstand zu koordinieren. Es gelingt Jean Cavalier mit 700 Männern die Garnison von Ales zu schlagen. Im Frühling 1704 schlägt er, zwischen Ales und Mimmes, ein Marineregiment in der Flucht (vergleichbar mit einem heutigen Fallschirmjägerregiment).

Jean Cavalier, Bäcker von Anduce, Chef der Camisarden,

 

Im ganzen Jahr 1703 kontrollierten die Kamisarden die ländliche Gegend. Die regulären Truppen, welche in den Dörfern einquartiert waren, wollten nichts riskieren. "Wenn sie beginnen ihre Psalmen zu singen, dann sind wir nicht Herr unserer Soldaten", gestand ein Offizier der royalen Truppen. Im Dezember 1702 schreibt man an den Hof: "Das ganze Land ist in Revolte. Das ist Aufstand, der keinen Vergleich kennt." Louis XIV. setzt den Marschall de Montrevel in der Provinz ein. Dieser verfügt über 60'000 Mann. Man errichtete 100 Strassen quer durch die Berge um Artillerie herbei zu schaffen und Befestigungen zu bauen wie z.B. in Saint-Hipolyte-du-Fort. Der Krieg wurde nun in beispielloser Härte geführt. Am Sonntag, 1. April hörte man Leute Psalmen singen aus der Mühle von Agau. Irritiert liess der Marschall de Montrevel die Mühle umstellen und gab den Befehl, diese anzuzünden und alle zu erschiessen, die herauskamen. Es waren einige duzend Frauen und alte Männer. Niemand entkam. Um der Situation Herr zu werden, entschied der Marschall, die ganze Landbevölkerung in die Dörfer zu befehlen, um dann Ställe und Häuser auf dem Land zerstören zu können. Er erteilte den Befehl, Dörfer und Wälder zu zerstören, welche den Kamisarden als Zufluchtsorte dienten. Innerhalb von 3 Monaten wurden 534 Dörfer und 608 Weiler zerstört durch Feuer oder Hacke und Pickel. In Mialet wurden 590 Personen verhaftet und in Ketten nach Anduce geführt, weil sie dem Befehl, die Kamisarden nicht zu unterstützen nicht gehorcht hatten. Das Dorf wurde von den Soldaten geplündert.

Detail aus einer Karte publiziert von Danckerts in Amsterdam um 1703, Musées des Vallées Cévenoles. Die Aufständischen verstecken sich vor den königlichen Dragonern. Mit den Karten wurde es den royalen Truppen möglich, gezielte militärische Operationen zu verfolgen.

 

In diesem Krieg wurden die Kamisarden von den Engländern mit Geld und Waffen unterstützt. Der Krieg endete mit der Entvölkerung der Cevennen und verursachte einen wesentlichen Teil der französischen Staatsschulden am Ende des Spanischen Erbfolgekrieges.

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