Erste Liebe

 

Offenbarung 2,4

In der Offenbarung, ganz am Ende der Bibel, finden sich die sogenanten sieben Sendschreiben. Der Verfasser ist Johannes. Jesus habe sich ihm offenbart, um verschiedene frühchristliche Gemeinden zu ermutigen und zu ermahnen. Die Gemeinde in Ephesus lag am Meerhafen und war eine wichtige Stadt für Wirtschaft und Militär. Damals wurden in der Stadt die asiatischen Spiele abgehaltenen, welche eine wichtige Konkurrenz zu den olympischen und korinthischen Wettkämpfen waren. In Ephesus wurde Artemis als Gottheit angebetet, eine asiatische Natur- und Muttergottheit, die von den Römern Diana gleichgesetzt wurde (Apg. 19,35). Das Aussehen ihres Kultbildes ist durch Münzen und viele Nachbildungen bekannt, mit ihren den Oberkörper bedeckenden Reihen von Brüsten.

In dieser Stadt gab es viele Versuchungen und man konnte sich darin leicht verlieren.

 

So lesen wir neben positiven, ermutigenden Aussagen auch folgendes Urteil von Jesus der Gemeinde gegenüber:

 

Offenbarung 2:4

Ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast.

Elberfelder und Luther Übersetzung

 

 

"Die erste Liebe verlassen" - was ist gemeint?

Wie ist das zu verstehen? Der geneigte Hörer denkt bei "erste Liebe" sofort ans Verliebtsein. Das erste Herzrasen, schwitzige Hände, wechselnde Gefühle zwischen Freude und Angst, die rosarote Brille .... Liebe wirkt ähnlich wie eine Droge. Dopamin, das sogenannte "Glückshormon", wird in Strömen ausgeschüttet und sorgt für Hochgefühle und Euphorie. Gleichzeitig steigt der Spiegel von Adrenalin und Noradrenalin, was die berühmten Schmetterlinge im Bauch und das Herzklopfen verursacht.

"Die erste Liebe ist eine Erfahrung, die wohl jeder von uns auf eine oder andere Weise teilt. Tatsächlich prägt sie unser gesamtes Leben auf vielfältige Weise. Unsere ersten Erfahrungen in der Liebe schenken uns oft Gefühle von Freude, Glück, Geborgenheit und Zufriedenheit."   1

 

Interessanterweise kommt dieser Gedanke auch in modernen Übersetzungen der Bibel zum Tragen:

"Eines habe ich an dir auszusetzen: Von deiner anfänglichen Liebe ist nicht mehr viel übrig."   (Übersetzung Hoffnung für alle)

"Doch den einen Vorwurf muss ich dir machen: Du hast deine anfängliche Liebe nicht mehr!"  (Neue evangelistische Übersetzung)

"Etwas habe ich an euch auszusetzen: Eure Liebe ist nicht mehr so wie am Anfang."   (Übersetzung Gute Nachricht)

Diese Übersetzungen setzen voraus, dass Jesus unser Gefühl der Liebe anspricht, im Sinne von: Früher da raste dein Herz, wenn es um mich ging. Da hast du mich gesucht und warst äusserst gespannt auf unsere Begegnung. Du hattest grosse Gefühle und liebtest mich.

 

Es stellt sich die Frage, ob da nicht mehr dahinter steckt. Unsere Liebe ist sehr begrenzt und äusserst unstabil. Nicht umsonst redet man heute nicht mehr von lebenslanger Partnerschaft, sondern von Lebensabschnitt Partnern. Von daher wäre der Vorwurf von Jesus irgendwie komisch. Es war zu erwarten, dass die Liebe vergeht. Warum sollte Jesus das dann der Gemeinde vorhalten?

 

Im Griechischen Urtext steht hier Folgendes:

  • ...  τὴν  ἀγάπην  σου      τὴν πρώτην ἀφῆκες
  • ...  ten  agapen  sou       ten proten   aphekes
  • ...  die  Liebe     von dir  die erste      aufgegeben habend
 

"Liebe" ist hier präzisiert: agape meint die Liebe Gottes. Jesus spricht nicht von unserer Liebe, die so schnell vergeht. Es geht um eine Liebe, die gemäss Paulus (1.Korinther 13) alles erträgt, alles glaubt, alles hofft, alles duldet. Eine Liebe, die niemals aufhört. Typisch Gott. Für uns sind das zu hohe Ansprüche. Wir wären zum Scheitern verurteilt.

Der entscheidende Faktor ist Gott selber. Er hat uns Menschen zuerst geliebt. Er hat sich heruntergelassen aus der Höhe in unser Durcheinander. Er hat sich uns verschenkt.

1.Johannes 4,19  "Wir lieben, weil Gott uns zuerst geliebt hat"

Das ist der springende Punkt. Die erste Liebe ist die Liebe, die von Gott ausgeht. Unsere Liebe Gott gegenüber ist bestenfalls ein Echo auf die Gottes Liebe zu uns Menschen.

Die Gemeinde von Ephesus ist der Liebe Gottes begegnet. Sie hat Jesus, Gottes Sohn, die manifestierte Liebe Gottes kennen und lieben gelernt. Aber sie hat auch diese Liebe aufgegeben. 

"Verlassen, aufgeben" ist etwas Aktives. Es ist wesentlich mehr, als sich auseinander gelebt zu haben. Es ist eher wie fremdgehen.

Es geht also nicht darum, dass wir Liebesgefühle anstreben, oder Taten der Liebe leisten, speziell fromm zu sein. Es geht vielmehr darum, in der Nähe Gottes zu bleiben. 

Johannes 15,5 "Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben. Wer mit mir verbunden bleibt, so wie ich mit ihm, bringt reiche Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts ausrichten."

 
 

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