Dorf genannt Welt

 

Personalisierung, Algorithmen und Co.

 

Die Welt wird immer kleiner - nicht nur der Mobilität wegen. Neue Kommunikationsmedien wie Internet machen die Welt zum "grossen Dorf". Jeder kann mit jedem kommunizieren. Grenzen werden überwunden. Doch in dieser Welt, in der die Möglichkeiten für Kommunikation immer ausgeklügelter und spitzfindiger werden, entfernt sich der Nächste, ein Paradox. Der moderne Weltbürger tritt nicht mehr vor die Tür, um zu sehen, was es in der Welt vor sich hat, sondern er schliesst ab und sieht im Internet nach, was es gibt. Die Welt wird immer kleiner, wird reduziert auf einen Bildschirm, und die Distanz zueinander wird immer grösser. So sitzt ein jeder unter seiner ganz privaten Käseglocke und kommuniziert mit der Aussenwelt. Informationen austauschen und das Leben teilen sind aber zwei verschiedene Stiefel. Besonders reizvoll wäre es natürlich, wenn Internet auch eine Plattform im Himmel hätte. Direkte Kommunikation mit Gott über die Tastatur. Briefe vom Himmel. Leben könnte man dann ja immer noch wie man wollte.

 

                             Damals
 
Heute

Diese Karrikatur und den dazugehörigen Text habe ich vor dutzenden Jahren gemacht. Nur, es ist krasser gekommen als ich damals vermutet hatte. Die Zeichnung sollte deutlich machen, dass wir uns mit der Digitalisierung isolieren vom Nächsten. Jeder sitzt für sich am Computer und persönliche Kontakte finden kaum mehr statt. Dieser Cartoon hat eine Art prophetische Dimension. Mit den Sozial Medias deren künftige Bedeutung damals niemand hätte vorhersagen können, entstanden ganz neue Verhältnisse.

 

Es klingt fast unheimlich. Algorithmen treffen zunehmend und weitgehend unbemerkt viele Entscheidungen in allen möglichen Lebensbereichen. Mit dem Wort Algorithmus wird eine Reihe von Anweisungen bezeichnet, die in Computersystemen Schritt für Schritt ausgeführt werden, um ein Problem zu lösen oder eine Aufgabe zu bewältigen, z.B.: mit auf die Person zugeschnittene Online-Werbung oder Anwendungen bei Dating-Plattformen. Bereits 1/4 aller Unternehmen nutzten Algorithmen im Personalmanagement, die dort etwa Lebensläufe und Bewerbungsanschreiben nach bestimmten Kriterien scannen. Sie bestimmen unsere Kreditfähigkeit. Ein Computerprogramm beurteilt aufgrund einer mathematischen Formel unsere Bonität. Auch im Navi steckt ein Algorithmus, der blitzschnell die kürzeste Route errechnet. Ein Algorithmus kann heute schon dazu eingesetzt werden, um homosexuelle Personen von heterosexuellen zu unterscheiden – allein anhand von Fotos. In Zukunft werden sie die Polizei bei der Kriminalitätsbekämpfung zu unterstützen, in einer speziellen Software berechnen Algorithmen, wo sich voraussichtlich demnächst Straftaten ereignen werden. Algorithmen bestimmen zunehmend über unser Leben. Sie beeinflussen in besonderem Mass die Suche im Internet.

Google

Katja Petrowskaja meint: "Google wacht über uns wie ein Gott, und wenn wir etwas suchen, dann gibt er uns nur unsere Reime darauf.«

Google selber gibt zu verstehen: "Bei der Menge an Informationen im Web wäre es ohne Vorsortierung nahezu unmöglich, das Gesuchte zu finden. Deshalb gibt es die Rankingsysteme von Google: Sie durchsuchen Milliarden von Webseiten im Suchindex und präsentieren dir die relevantesten und nützlichsten Ergebnisse in Sekundenschnelle".     1   https://www.google.com/intl/de/search/howsearchworks/algorithms/

Algorithmen

Algorithmen kennen uns in Zukunft besser als wir selbst und werden über unser Leben bestimmen. Unsere Datenspuren können auf immer persönlicheren Informationen aufbauen und algorithmisch bestimmt werden. Immer klügere Algorithmen bestimmen, was wir im Internet sehen und nicht sehen, welche Möglichkeiten wir haben und welche nicht. Automatisierte Entscheidungsfindung haben Vorteile. Positiv ist vor allem die Effizienz. Aber Achtung vor einer gefährlichen Verniedlichung der Formeln. Negativ ist die Macht für Programmierer und vor allem derer, die diese Macht für sich einzusetzen wissen und können. Die Mathematikerin Cathy O’Neil meinte: «Algorithmen sind Meinungen, in Codes eingebettet. Sie sind nicht objektiv.»

 

Viele Menschen und insbesondere ältere wissen zu wenig über die Vorgänge im Internet. Sie nehmen alles für bare Münze und glauben jedem Videoclip. Auf diese Weise sitzen sie allen möglichen Theorien und Wahnvorstellungen auf.

1.     Die Freiräume im Internet werden vielfach missbraucht:

Die digitale Welt ermöglicht uns einen grenzüberschreitenden Meinungsaustausch, erleichtert aber auch die Verbreitung von Hassbotschaften und menschenfeindliche Äusserungen – gegen Frauen, Andersgläubige oder Menschen anderer Hautfarbe, Herkunft und Kultur. Reichweite, Tempo, Anonymität im Netz, das alles motiviert Hetzer, sich in Filterblasen gegenseitig anzufeuern und Fake-News und Verschwörungsideologien zu verbreiten. Mitte März 2018 war aufgeflogen, dass die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica sich unerlaubt Zugang zu Daten von mehr als 50 Millionen Facebook-Nutzern verschaffen konnte. Die mittlerweile insolvente Firma soll im US-Wahlkampf entscheidend dabei geholfen haben, mit als Werbung geschalteten gezielten Botschaften bei Facebook Anhänger von Donald Trump zu mobilisieren und zugleich potenzielle Wähler der Gegenkandidatin Hillary Clinton vom Urnengang abzubringen. Während liberale Nutzer fast ausschließlich angsterfüllte und besorgte Beiträge zu Gesicht bekamen, waren die Facebook-Feeds konservativer User voller Jubelmeldungen zur Wahl Donald Trumps. Das war erst der Anfang von vielen Sozial Media Skadalen im Wahlkampf der USA.

Verantwortung zu übernehmen, heisst hier, dem Missbrauch der Meinungsfreiheit Grenzen aufzuzeigen.

2.   Die Filterblase zeigt uns nur das, was wir sehen wollen:  

Viele Amerikaner waren vollkommen überrascht, dass Donald Trump zum Präsidenten der USA gewählt worden ist. Etliche fragten sich, warum sie nicht mitbekommen hatten, dass Trump so viele Anhänger hat. Erklären lässt sich das zum Teil mit der Entstehung von Filterblasen. 2011 prägte der Internetaktivist Eli Pariser diesen Begriff "filter bubbles". Eine Filterblase entsteht durch die immer weiter voranschreitende Personalisierung von Inhalten, die große Internetkonzerne betreiben, allen voran Google und Facebook. Suchresultate oder der Newsfeed werden mithilfe aufwändiger Algorithmen gefiltert, um dem Nutzer möglichst nur Resultate und Meldungen zu liefern, die für ihn interessant sind. So bekommt der Nutzer im Netz zunehmend nur solche Inhalte angeboten, die seinen Wertvorstellungen und Interessen entsprechen.

Wobei wir beim Ausgangspunkt, bei der Käseglocke wären. Wer nicht lernt, mit den Eigenheiten des Internets umzugehen, wird manipuliert. Er wird in seiner eigenen Welt leben und quasi sich selber auf den Leim gehen.

 

 

 

 

     Matthäus 7,15-21

15 »Nehmt euch in Acht vor denen, die in Gottes Namen auftreten und falsche Lehren verbreiten! Sie kommen zu euch, getarnt als Schafe, aber in Wirklichkeit sind sie reißende Wölfe. 16 Wie man einen Baum an seiner Frucht erkennt, so erkennt ihr sie an dem, was sie tun. Kann man etwa Weintrauben von Dornbüschen oder Feigen von Disteln pflücken? Natürlich nicht! 17 Ein guter Baum bringt gute Früchte und ein kranker Baum schlechte. 18 Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte tragen und ein kranker Baum keine guten. 19 Jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird umgehauen und verbrannt. 20 Ebenso werdet ihr diese falschen Propheten an ihren Taten erkennen.« 21 »Nicht wer mich dauernd ›Herr‹ nennt, wird in Gottes himmlisches Reich kommen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut.

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