Die zweite Haut

 

Reset - Kleider ablegen und neue anziehen

 

In eine andere Haut schlüpfen. Das Leben ändern, so wie man seine Kleider wechselt. Alle schlechten Gewohnheiten in einem Mal ablegen, und wie einen Mantel an der Garderobe abgeben. Alles hinter sich lassen. Einfach so ganz anders sein. Das tönt ziemlich unrealistisch. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nicht wenige Menschen versuchen so zu leben. Das ist als Solches nichts Verwerfliches. Da gibt sich wenigstens jemand Mühe, jemand Besseres zu sein. Gleichzeitig aber, wird eine Rolle gespielt. Man gibt sich anders, als man eigentlich ist. Man passt sich an. Spielt eine Rolle. Ist so, wie andere das von einem erwarten. Auch mancher Christ. Am Sonntag Morgen werden nicht nur die schönen Kleider angezogen, sondern man schlüpft auch in eine andere Haut und ist im Gottesdienst jemand anderes als im Alltag. Man trägt einen Heiligenschein, ist anständig und fromm und liebenswürdig und demütig. Man betet und preist Gott mit Begeisterung. Ja klar, man erfüllt die Erwartungen anderer, vielleicht sogar diejenigen von Gott. Aber das geht nicht lange gut. Man verliert sich mit der Zeit selber, oder kommt unter Druck. Schauspielerei funktioniert bei Gott sowieso nicht. Er sieht uns, so wie wir sind. Auch im Blick auf andere Menschen kann es nur gelebt werden, wenn nicht zu viel Nähe gegeben ist. In näherer Gemeinschaft kommt alles aus. Meiner Erfahrung nach liegt hier einer der Gründe warum viele lieber alleine leben und Mühe haben, mit anderen das Leben zu teilen. Das betrifft auch Pastoren. Viele brauchen ihr Amt, als "Haut", die ihnen Form gibt. Sind sie nicht mehr an der Öffentlichkeit, oder sind sie nicht mehr gefordert durch ihren Dienst, dann brechen alle Dämme. “Eigentlich bin ich ganz anders, ich komme nur so selten dazu“. Dieser Satz des Schriftsteller Ödön von Horvath bringt es auf den Punkt. Schlechte Gewohnheiten ablegen, wie einen Mantel an der Garderobe! Stimmt, das geht nicht. Man nimmt sich ja immer selber mit, mit allem, was man so ist, und was man so erlebt hat. Wenn jemand z.B. den Arbeitsplatz wechselt, eine neue Stelle antritt, dann ist innerlich natürlich die Uhr nicht auf Null gestellt. Die Erfahrungen, im Guten wie im Schlechten, sind allzeit mit dabei, man nimmt sie mit. Auch bei einem Schulwechsel, oder sogar beim Umzug an einen anderen Ort. Diese Erfahrung, dass Erlebnisse uns prägen, zumal dann, wenn sie sich wiederholen, diese Erfahrung machen wir immer wieder. Und dann reagieren wir in einer bestimmten Situation ganz impulsiv, ganz emotional, weil ein wunder Punkt von uns wachgerufen wird. „Wir können nicht aus unserer Haut“, so beschreibt es eine Redensart. Wir sind in jedem Moment das, was wir bisher gelebt und erlebt haben.

 
 

Epheser 4,24

"Zieht den neuen Menschen an, den Gott nach seinem Bild geschaffen hat und der gerecht und heilig lebt aus der Wahrheit Gottes, an der nichts trügerisch ist."

 

Wie ist das zu verstehen? Man kann doch sein Leben nicht einfach so verändern. Schön wäre es. Ein Bauer, der im Stall gewesen ist, kann auch nicht einfach nur hingehen und sein Hemd wechseln um in den Ausgang zu gehen. Den Stallgeruch wird er nicht so einfach los. Der Gestank hängt an seiner Haut und in seinen Haaren. Er muss sich duschen und neue Kleider anziehen. 

 

Dass es Paulus um mehr geht, als nicht einfach nur um ein äusserlich verändertes moralisches Verhalten, zeigen viele andere Aussagen in seinen Briefen wie z.B.: 

Römer 7, 18-20 "Zwar habe ich durchaus den Wunsch, das Gute zu tun, aber es fehlt mir die Kraft dazu. Ich will eigentlich Gutes tun und tue doch das Schlechte; ich verabscheue das Böse, aber ich tue es dennoch."

Römer 8,7 "Unser selbstsüchtiger Wille lehnt sich gegen Gott auf. Er gehorcht ihm nicht; er kann es gar nicht. An denen, die Gefangene ihrer selbstsüchtigen Natur sind, kann Gott unmöglich Gefallen finden."

Die Bildsprache von Paulus in Epheser 4,24 beinhaltet "Anziehen" als aktive Handlung. Etwas, was wir tun sollen. Andererseits aber ist der "neue Mensch", um den es geht und den wir anziehen sollen, nicht etwas, was in unserer Fähigkeit liegt. Wir können ihn nicht selber machen. Es ist etwas, was uns geschenkt wird, etwas was man sich nicht einmal selber aneignen kann. Der "neue Mensch", den es anzuziehen gilt, ist bereits gefertigt .... und zwar vom "Schneider", vom Fachmann. 

 

Im Brief an die Kolosser verwendete Paulus dasselbe Bild, vom Kleid aus- und einem neuen Kleid anziehen.

Kolosser 3,9+10

"Ihr habt doch euer altes Leben mit allem, was dazugehörte, wie alte Kleider abgelegt. Jetzt habt ihr neue Kleider an, denn ihr seid neue Menschen geworden. Gott ist beständig in euch am Werk, damit ihr immer mehr seinem Ebenbild entsprecht, nach dem er euch geschaffen hat."

Im Momentum des "Anziehens eines neuen Kleides" geht es um eine tiefgreifende Veränderung des Menschseins. Es ist etwas, was jeder Mensch aktiv angehen und zulassen muss, aber gleichzeitig nicht selber aus eigener Kraft erreichen kann. Reset. Ein Neuanfang. Die Bibel verwendet dafür viele andere Bilder wie z.B.: Wiedergeburt; Kind Gottes werden; Gottes Geist nimmt Wohnung in uns ....! Dieses Handeln Gottes an uns Menschen lässt hoffen. Es ist möglich, frei zu werden von den Mechanismen der gewohnten Worte und Verhaltensweisen. Es ist möglich seinen eigenen Schatten zu überspringen. Ja, Es ist nun aber Teil der guten Botschaft Gottes, dass wir auch nicht immer so bleiben müssen, wie wir sind.

 

Die Begegnung mit Gott verändert alles. Was war, und was wir auch an Schwerem erlebt haben, das muss uns nicht ewig binden; wir gehen mit anderen Augen durch diese Welt, wenn Gott uns die Augen dafür öffnet. Die Bibel nennt diesen erneuerten Blick das Wirken des Heiligen Geistes (siehe Vers 23). Gottes Gegenwart in unserem Leben befähigt uns. Seine Liebe verändert unsere Beziehungen. „Seid vielmehr freundlich und barmherzig und vergebt einander, so wie Gott euch durch Jesus Christus vergeben hat.“  (V32). Diese Barmherzigkeit hat ihre Quelle nicht in einem Überlegenheitsgefühl; sie speist sich nicht so sehr aus den Mitteln des Verstandes, der mir sagt: Ich kann helfen, ich kann mich so oder so verhalten. Sie kommt nicht aus einem starken Willen, der mit eigener Kraft umzusetzen sucht, was Gott sagt. Die Barmherzigkeit kommt aus der Liebe Gottes (V14), welche wir bereits selber empfangen haben. 

Von daher kann Paulus in seinen Briefen auch so manche Erwartung an uns Christen stellen. Ja, es muss sich etwas verändern. Praktisch bedeutet das, alte Denkmuster und Verhaltensweisen zu verlernen und neue Verhaltensweisen und Denkmuster zu erlernen. Es ist krass, wieviele falsche Muster und ungöttliches Verhalten wir an uns finden, wenn wir anfangen mit Jesus zu leben. Der Prozess, Gott näher kennen zu leren und in unserem Leben um zu lernen wird vermutlich erst im Himmel abgeschlossen sein.

 

Überblick:

 

  1. Einsicht und Umdenken     Eph 4,15                                    
  2. Den alten Menschen ausziehen   Eph 4,22 + Kol 3,7+8

    Ausschweifung, Unzucht, Leidenschaft, böse Lust und Habsucht, Götzendienst, Zorn, Aufbrausen, Boshaftigkeit, Beleidigung, Verleumdung, Lügen, Diebstahl, Zügellosigkeit, Bitterkeit, Bosheit, Wut und Zorn, Geschrei, Unwissenheit ... 

  3. Den neuen Menschen anziehen  Eph 4,29 + Kol 3,9+10 

    Christus lebt in uns und wirkt alles    Kol 3,11c

  4. Nachahmer Gottes werden Eph 5,1 

    Auf die Lebensweise achten    Eph 5,15

    Freundlich, barmherzig, Vergebend, Wahrheit reden, Gott erkennend, wissend, was Gott will

 

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