Der Regenmacher

 

Elia

Elia ein Mann mit Heldenstatus. Durch ihn füllte sich ein Topf mit Mehl und ein Topf mit Öl laufend. Er hat einen toten Knaben zum Leben erweckt. Auf seine Ansage hin regnete es nicht mehr. Und dann, 3 Jahres später, wie auf Knopfdruck, kam der Regen. Elia konnte so schnell laufen wie heutige Marathonläufer. Elia ein Mann mit Superkräften.

 

 

Das erste, was man allerdings von Elia zu hören bekommt, ist eine äusserst negative Botschaft:

1.Könige 17,1

"Elia, der Prophet aus dem Dorf Tischbe in der Landschaft Gilead, sagte zu Ahab: »So gewiss der HERR, der Gott Israels, lebt, in dessen Dienst ich stehe: In den nächsten Jahren wird weder Tau noch Regen fallen, bis ich es befehle!"

Ein krasser Auftritt, quasi aus dem Nichts heraus. Natürlich fragt man sich da, wie denn der unbekannte Elia aus dem Kaff Tischebe überhaupt vor den König treten konnte. Auf Grund der näheren Bezeichnung "Tischbe Gileads", kann angenommen werden, dass Elia aus dem Gebiet östlich des Jordans stammte, also aus dem heutigen Jordanien. Die Angaben deuten gleichzeitig auch den sozialen Stand von Elia an, nämlich unterhalb des freien Vollbürgers. Elia gehörte einer benachteiligten israelitischen Volksgruppe an, bezüglich des damals entstandenen Grossgrundbesitztums, also zu den Israeliten ohne Grundbesitz. 

Dürre als Druckmittel

Nach kurzer Zeit schon trockneten die Bäche aus. Elia musste diese Erfahrung selber machen am Bach Krit, der zum Jordan fliesst 1.Könige 17,7. Es muss heftig gewesen sein. In 1.Könige 18,2 wird berichtet, dass in der Stadt Samaria alle Vorräte aufgebraucht waren. Ohne Wasser konnte nichts wachsen. Das ganze Volk musste leiden. Einmal mehr bezahlten die Ärmsten der Armen den höchsten Preis. Die Armen und die Kinder waren von der Dürre sicher am meisten betroffen.

Wie ein schlechter Witz kommt da König Ahab rüber, der sich um seine Tiere sorgt. Der König selber hatte bestimmt genug Wasser, aber es gab nicht genügend Nahrung für die Tiere.

1.Könige 18,5

"Los, wir suchen jetzt jede Oase und jedes Bachtal im Land nach Gras ab. Vielleicht finden wir irgendwo noch etwas für unsere Pferde und Maulesel. Sonst bleibt uns nichts anderes übrig, als einen Teil der Tiere zu töten."

Noch mehr im Kontrast zur Dürre steht die Verschwendung von Wasser auf dem Karmel. Elia schüttete kübelweise Wasser über das Holz auf dem Altar. Es müssen auf Grund der Beschreibung gegen 100 Liter Wasser gewesen sein. Kann mir mal jemand sagen, woher die so viel Wasser her hatten. Und ausserdem waren Tiere und Menschen durstig. Denen sind wohl die Augen aus dem Kopf gefallen, als sie das viele Wasser sahen, das Elia einfach so wegschüttete.

 

Wozu sollte die Dürre dienen?

Im Gebet von Elia in 1. Könige 18,37 erfahren wir: "Dieses Volk soll erkennen, dass du, HERR, allein Gott bist und dass du sie wieder auf den rechten Weg zurückbringen willst."  Für Elia ist die Dürre ein Mittel zum Zweck. Das Volk soll über Durst und Hunger bereit werden, sich auf einen Wettkampf mit den mit dem lebendigen Gott konkurierenden fremden Göttern einlassen. Die Menschen sollen verstehen und sich neu orientieren. 

 

Dürre im heutigen Israel

Die Niederschlagsverteilung in Israel ist sehr unterschiedlich; während im Norden mehr als 900 mm pro Jahr fallen, erreichen im Süden gerade einmal 30 mm den kargen Boden. Es gibt keine Regenzeit, also Monate mit mehr als 175 mm Niederschlag. Wassermangel ist in Israel immer ein Thema gewesen. Im Jahr 2008 hatte Israel nach einer jahrelangen Dürre eine riesige Versorgungslücke bei Frischwasser. Der Verbrauch lag bei rund 2,2 Milliarden Kubikmeter Wasser jährlich, es standen aber aus natürlichen Vorkommen nur etwa 1,2 Milliarden Kubikmetern zur Verfügung“. Aus der Notsituation heraus wurde ein Masterplan für die gesamte Wasserwirtschaft des Landes erstellt. Wasser wurde rationiert. Man lernte jeden Tropfen zu managen. In modernsten Filteranlagen wird Salzwasser unter hohem Druck durch Röhren gepresst, die mit tausenden von Kunststoffmembranen ausgestattet sind. Heute stammen 70% des Trinkwassers aus dem Mittelmeer.

Weltweit arbeiten Forscher mit Hochdruck daran, das Klima kontrollieren zu können. Traumsommer auf Knopfdruck, so weit sind die Experten noch nicht. Aber mit moderner Technik kann man das Wetter zumindest örtlich begrenzt beeinflussen. Wenn auch nicht ohne Nebenwirkungen.

Das zeigte ein Fall aus Mexiko im Jahr 2018. Im Mittelpunkt steht dabei der Autohersteller Volkswagen, der um eine Fabrik eine sogenannte Hagelabwehr installierte. Die muss man sich vereinfacht wie eine Art Kanone vorstellen, die bei bestimmten Wetterbedingungen automatisch Schockwellen in die Atmosphäre schießt, um Hagelbildung zu verhindern. Auf diese Weise sollen die 450.000 Fahrzeuge, die hier pro Jahr entstehen und außerhalb der Fabrik parken, vor Hagelschäden geschützt werden. Was gut ist für die Autos wurde jedoch den örtlichen Bauern zum Verhängnis: Die Farmer berichteten, dass die Hagelabwehr eine Dürre auslöste. Der Bauer Gerardo Perez sagte: "Der Himmel war komplett klar, es hat einfach nicht geregnet." 2000 Hektar Land seien von der Dürre betroffen gewesen, die Ernteausfälle gehen in die Millionen. Volkswagen kündigte daraufhin an, in Zukunft Netze über die geparkten Autos zu spannen, um sie vor Hagelkörnern zu schützen. Der Fall zeigt: Nicht alles, was möglich ist, ist auch sinnvoll.

 

Elia der Regenmacher?

Eigentlich ist Elia weniger ein Regenmacher, als ein Ankündiger von Ungemach, von Wassermangel und von Dürre und Hungersnot: "In den nächsten Jahren wird weder Tau noch Regen fallen". Doch dann im Nachsatz kommt der Clou. Elia hängt an: 

"... bis ich es befehle" oder "auf mein Wort hin". 

Allerdings sagt am Ende dann doch Gott und nicht Elia, dass es Zeit ist. In 1.Könige 18,1 nimmt Gott die Sache in die Hand: "Ich werde dem Land wieder Regen schicken". Gott hatte Erbarmen. Er lässt dem Volk über Elia mitteilen, dass er dem Land wieder Regen schicken werde.

 

 

Wie sehr würden wir doch gerne mittels Gebet oder mittels vollmächtigen Worten Dinge verändern. Wie gerne würden wir Menschen gesund machen mit Handauflegen. Am liebsten öffentlich, wenn viele Menschen zuschauen. Superhelden des Glaubens sein. In Nichts Elia nachstehen.

Wir Superhelden

Wie sehr lieben wir doch Superhelden. Sie besitzen meist übermenschliche Fähigkeiten oder High-Tech-Ausrüstung, mit denen sie die Menschheit beschützen und Böses bekämpfen. Superhelden haben typischerweise grossen Mut und einen edlen Charakter. Comic-Verfilmungen sind beliebt wie noch nie: Superman, X-Men, Captain America, Batman, Superman, Wonder Woman, Spider Man, the Guardians of the Galaxy. Dahinter steckt mittlerweile eine riesige Industrie. Das kommt nicht von Nichts. Wir lieben Helden. Wir lieben diejenigen, die über dem Normalen stehen. Und wir wollen selber aus der Masse hervorstechen. Wir möchten gut dastehen. Wir würden gerne mit einem Fingerschnipsen alle Probleme aus der Welt schaffen. 

Aber Achtung: Superhelden sind fiktive Figuren. Es gibt sie nicht wirklich. 

 

Vielleicht müssen wir auch unser Bild von Elia etwas revidieren. Im Neuen Testament jedenfalls wird Elia nicht als Superheld dargestellt.

Jakobus 5,17+18

"Elia war auch nur ein Mensch wie wir."

Im Griechischen steht hier das Wort "gleichartig". Ein Mensch gleich geartet wie wir. "Ein Mensch wie du und ich", also nichts Besonderes, kein Superheld, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut, einer mit Zweifel und Ängsten. Einer mit Schwächen und Fehlern.

Ein Normalo aber war er andererseits auch nicht. Elia hatte so Krasses erlebt, wie die Auferweckung eines toten Kindes. Das zeigt was mit einem Leben in Verbindung mit dem lebendigen Gott alles möglich ist. Aber Achtung: Verwechsle nie Gottes grossartiges Handeln zu unseren Gunsten mit Deinem eigenen Tun. Die Gefahr besteht, denn komischerweise bezieht Gott uns Menschen ein in sein Handeln in dieser Welt. 

 

Endlich der versprochene Regen

Der Bericht auf dem Karmel nach dem Machtkampf mit den Baalspriestern, wo Elia nach seinem Sieg auf den Regen wartet, schildert Elia nicht als den erhabenden Gottesmann und auch nicht als Superhelden. Elia steht nicht über allem, sondern er sucht seinen Weg. Nach dem Sieg über die Baalspriester müsste es jetzt ja regnen. Gott hatte es versprochen. Aber scheinbar war das nicht so einfach, nicht mechanisch auf Knopfdruck. Elia ging auf den Gipfel des Berges:

Könige 18,42

"Während Ahab wegging, stieg Elija auf den Gipfel des Karmelgebirges, kauerte sich auf den Boden und verbarg sein Gesicht zwischen den Knien."

Die Körperhaltung verrät es. Da ist einer, der sich nicht sicher ist. Man versteckt sein Gesicht ja aus Scham. Kauernd sein Gesicht zwischen den Knien verbergen ist ausserdem für einen Erwachsenen gar nicht so einfach. Sind hier die ersten Anzeichen sichtbar für den späteren Zusammenbruch von Elia? Nach dem Gemetzel. Nach dem Sieg. Jetzt sollte der Regen kommen und alles verändern. 

 

Elia vermutet etwas. Ein Geräusch. Sein Diener kann das nicht hören. Hört Elia jetzt schon das Gras wachsen?

1.Könige 18,41 "ein Geräusch vom Rauschen des Regens" 

Elia schickt seinen Diener in der Folge 7x, um nach Wolken Ausschau zu halten. Dann die erlösende Nachricht: "eine kleine Wolke am Horizont". Man muss wissen, dass es in Israel in den Monate Juni bis September normalerweise nicht regnet. Dennoch kann es „aus heiterem Himmel“ regnen. Dieses Wetterphänomen ist sehr selten und nur im Norden des Landes anzutreffen.

 
 

Unter folgenden Links findest Du eine ganze Themenreihe zum Leben des Propheten Elia:

 

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