Dienstag, 5. November 2024
Die amerikanischen Wähler haben entschieden: Der 78-Jährige Donald Trump soll erneut Präsident sein.
Es war einmal ein amerikanischer Traum ....
Gemäss der Vorstellung vom amerikanischen Traum kann jeder Mensch durch harte Arbeit und unabhängig von seinem derzeitigen Wohlstand und unabhängig vom sozialen und finanziellen Status in der Zukunft einen höheren Lebensstandard erreichen. Vom Tellerwäscher zum Multimillionär.
Arnold Schwarzenegger
Heute gilt Arnold Schwarzenegger als Beispiel für den „American Dream“. In einer Welt, die oft von Unsicherheit und Zweifel geprägt ist, steht Arnold als ein leuchtendes Beispiel dafür, wie man seine Träume verwirklichen kann, egal wie gross oder unerreichbar sie scheinen mögen.
In einem kleinen Ort namens Thal bei Graz kommt am 30. Juli 1947 der kleine Arnold Alois Schwarzenegger zur Welt. Er und sein älterer Bruder wachsen in bürgerlichen Verhältnissen auf. Sein Vater arbeitet als Polizist, während seine Mutter den Haushalt schmeisst. Sein Bruder kommt allerdings schon 1971 bei einem Verkehrsunfall ums Leben, sein Vater stirbt ein Jahr später an den Folgen eines Schlaganfalls. So hält Arnold Schwarzenegger in der Heimat nicht mehr viel, mit Anfang 20 geht er in die USA. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten macht er zunächst richtig viel Geld als Immobilienmakler, so dass er sich ein Studium für Wirtschaftslehre finanzieren kann. Neben dem Studium beginnt er mit der Schauspielerei, denn eigentlich will er seit Kindheitstagen ein Filmheld sein. Trotz Sprachbarrieren und kulturellen Unterschieden liess er sich nicht entmutigen. Das beeindruckendste Highlight seiner Karriere war zweifellos das Gewinnen des renommierten Mr. Olympia-Titels. Diesen prestigeträchtigen Titel, der als der ultimative Triumph im professionellen Bodybuilding angesehen wird, sicherte er sich nicht nur einmal, sondern beeindruckende sieben Mal. Kultstatus erreicht Arnold Schwarzenegger schließlich mit dem Science-Fiction-Thriller Terminator. Arnold Schwarzenegger geht 2003 in die Politik. Er tritt als Kandidat für das Amt des Gouverneurs von Kalifornien zur Wahl an und gewinnt schliesslich. Anno 2010 gab Arnie sein Leinwand-Comeback, anstatt Präsident der USA zu werden.
Donald Trump
Damit wären wir wieder bei Donald Trump. Dieser hat alles daran gesetzt, nach der Schmach und Abwahl von 2020 erneut Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zu werden. Und er hat es geschafft. Schon fast wie im Märchen. Er gewinnt mit deutlichem Vorsprung. Ausschlaggebend ist seine Dominanz in den Swing States, die er allesamt für sich gewinnen kann.
Ein amerikanischer Traum
Die Familie Trump stammt ursprünglich aus Rheinland-Pfalz in Deutschland. 1885 wanderte der Grossvater von Donald Trump, der sechzehnjährige Friedrich in die Vereinigten Staaten aus, änderte seinen Namen und umging somit den Dienst für das deutsche Militär. Er arbeitete unter anderem als Friseur und Gastronom. 1918 verstarb Frederick an der Spanischen Grippe und hinterliess seinem Sohn rund 30.000 US-Dollar. Mit seiner Mutter gründete Fred, der Vater von Donald später die Immobilienfirma Elizabeth Trump & Son. Er heiratete Mary Anne Trump und zeugte mit ihr fünf Kinder. Im Alter von 13 Jahren schickten ihn seine Eltern an die New Yorker Militärakademie, die er 1964 erfolgreich beendete. Anschließend besuchte er die Universität und schloss 1968 sein Wirtschaftsstudium ab. Trump folgte in der Berufswahl seinem Vater und wurde Immobilienhändler. 1986 wird der Trump Tower an der exklusivsten Adresse an der Fifth Avenue in Manhattan in New York eingeweiht. Heute tragen drei Dutzend Gebäude weltweit den Namen des Milliardärs. 2012 begann sich Trump für die Politik zu interessieren. Am 16. Juni 2015 gab Donald Trump bekannt, dass er für die Republikanische Partei als Präsidentschaftskandidat antreten wolle. Er konnte sich schliesslich am 8. November gegen die von der Demokratischen Partei nominierten Hillary Clinton durchsetzen. Nach 4 Jahren Amtszeit verliert Trump bei den Midterm-Wahlen gegen Joe Biden. Trump wird von der Republikanischen Partei erneut zum Präsidentschaftskandidaten nominiert. Im Juli 2024 wird bei einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania ein Attentat auf ihn verübt, bei dem er leicht verletzt wird. 4 Jahre später wird Trump erneut gewählt. Dieses Mal gewinnt er gegen die amtierende US-Vizepräsidentin Kamala Harris und zwar mit konfortablen Mehrheiten.
Ein amerikanischer Traum?
Könnte man meinen ....
Vor vier Jahren hat sich Donald Trump um zwei Uhr morgens eigenmächtig zum Wahlsieger erklärt. Das war der Beginn seiner «Stop the Steal»-Kampagne, die am 6. Januar 2021 in einen Putschversuch eskalierte. Tag für Tag hat er Zweifel an der Rechtmässigkeit der Wahl geschürt. Schon damals zeigte Donald Trump und seine Maga-Bewegung mit dem Sturm aufs Kapitol, dass sie mit der Demokratie mitmachen, solange sie gewinnen.
Überschattet wurde die Präsidentschaft von Trump von zahlreichen Untersuchungen durch das FBI, die sich mit Trumps Wahlkampf und seiner Amtsführung beschäftigt haben. Am 18. Dezember wurde eine Amtsenthebung offiziell eingeleitet, mit dem Vorwurf des Amtsmissbrauchs. Das Verfahren endete am 5. Februar 2020 mit einem Freispruch Trumps durch die Republikanische Mehrheit im Senat.
Darüber hinaus wurde Trump von einem Strafgericht in New York für schuldig erklärt, im Zuge von Schweigegeldzahlungen an einen Pornostar Bilanzfälschung, Täuschung der Öffentlichkeit und Verstösse gegen die Wahlkampffinanzierung verübt zu haben. Neben den vier Strafprozessen muss sich Trump auch in mehreren Zivilverfahren vor Gericht verantworten. Ein Geschworenengericht in Manhattan hat Trump 2023 schuldig gesprochen, die US-Autorin E. Jean Carroll 1996 sexuell missbraucht zu haben. Wegen übler Nachrede sprach das Gericht der Frau zudem rund 83 Millionen Dollar Schmerzensgeld zu. Die Trennung zwischen Politik und Geschäftswelt fällt Trump schwer. Immer wieder werden Vorwürfe laut, als Präsident habe er sein Amt genutzt, um sich und seine Familie zu bereichern. Zudem hat Trump nie seine Steuererklärungen für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, zuvor gängige Praxis für US-Präsidenten.
Mit Donald Trump als 47. Präsident von Amerika muss das Prinzip des amerikanischen Traums neu gedeutet werden. Es spielt keine Rolle welche Mittel du anwendest. Durch tausende Lügen und ausfallende Aussagen, Manipulation und auch Verbrechen - damit kann man in Amerika sogar Präsident werden. Alles ist möglich. Ein Traum. Für den Rest der demokratisch-orientierten Welt ein Alptraum und hoffentlich wird es nicht zu einem Trauma.
Einer, der den Sturm auf das Kapitol mit zu verantworten hat, Sympathien für Diktatoren hegt, Amerikas transatlantische Führungsrolle infrage stellt, Abtreibung verbieten lassen will, wenig von strikter Gewaltentrennung und einem unabhängigen Justizsystem hält und immer wieder Lügen verbreitet hat und ausfällig wurde. Einer, der sich noch und noch zu rassistischen und Frauen verachtenden Aussagen hinreissen lässt. Einer dessen Leben mit Sexskandalen gespickt ist und deswegen sogar verurteilt wurde. Einer, von dem durch Geheimdieste öffentlich gemacht wurde, dass Russland diskreditierende Sextaps von ihm besitzt. Einer, dessen Geschäfte vom FBI untersucht werden, wegen Verwicklungen mit der Mafia.
Der amerikanische Traum: Vom Verbrecher zum Präsidenten der Vereinigten Staaten
Was ist bloss mit der US-amerikanischen Gesellschaft los? Mehr als die Hälfte der Menschen haben Trumps düstere Prophezeiungen akzeptiert und auf den starken Mann als Retter gesetzt. Kamala Harris’ optimistischere Botschaft, dass wir wichtige Probleme gemeinsam angehen und demokratisch lösen könnten, fand hingegen zu wenig Gehör. Eine Regierung, die Massendeportationen plant und mit Militär gegen ihre «inneren Feinde» vorgehen will, ist in den USA mehrheitsfähig. Lieber ein weisser, alter Macho als eine erste und erst noch Schwarze Madam President.
Das Volk glaubt, Trump werde sich für ihre Interessen einsetzen, ausgerechnet der Milliardär Donald Trump, der aus Profitsucht Milliardenverluste gemacht hat und skrupellos Dutzende von Unternehmen in den Konkurs geritten hat. Er, der Hotels und Golfplätze in aller Welt besitzt und vorzugsweise billige Fremdarbeiter beschäftigt, werde die Grenzen schliessen und mit Strafzöllen die Lebenskosten der Amerikaner senken und das US-Budget ins Lot bringen. Kurz, man erwartet von mit ihm gemäss Trump, ein «goldenes Zeitalter». Dafür ist den Menschen heute ist alles recht. Wichtig ist nur noch das eigene Portemonaie. Der Wohlstand und der Luxus, dafür geben wir alle Werte auf.
Nicht genug: Die Republikaner:innen fahren einen überraschend klaren Wahlsieg ein, erzielen dazu komfortable Mehrheiten sowohl im Senat wie wahrscheinlich auch im Repräsentantenhaus. Auch die dritte Gewalt, die Rechtsprechung, ist mit dem mehrheitlich rechtskonservativen Obersten Gericht fest in republikanischer Hand. Trump hat damit für seine Präsidentschaft ideale Voraussetzungen. "Amerika hat uns ein beispielloses und mächtiges Mandat gegeben", findet der Wahlsieger. Ist Trump noch zu bremsen? Im Wahlkampf drohte Trump mit Rache an seinen politischen Gegnern. Und an den Staatsanwälten, die ihn etwa wegen versuchter Wahlmanipulation zur Rechenschaft ziehen wollten. Wie viele seiner massiven Drohungen gegenüber politischen Gegnern wird er wahr machen? Das alles ist schwer vorauszusagen. Die Vorarbeit für einen etwaigen Rachefeldzug hat der Republikaner schon in seiner ersten Amtszeit geleistet, indem er den Supreme Court mit konservativen Richtern besetzte. Die urteilten diesen Sommer, dass der Präsident weitreichende Immunität geniesst. Viele Experten fürchten, dass Trump deshalb jetzt ohne Angst vor Konsequenzen das Justizministerium anweisen könnte, gegen seine Widersacher zu ermitteln. Fest steht, dass bereits vor Amtsantritt zuständige Richter alle geplanten Gerichtstermine zu Strafverfahren gegen Donald Trump ausgesetzt haben.
Was bedeutet das für die US-Demokratie? Wird sich Trump nach dem Vorbild seines ungarischen Idols Viktor Orbán der demokratischen Mechanismen bedienen, um eine Autokratie aufzubauen? Oder schert er sich dank des Wahlmandats überhaupt nicht mehr um das demokratische Deckmäntelchen?
Fragen über Fragen. Mit nachfolgenden Zitaten bedeutender Amerikaner früherer Zeiten, möchte ich ein letztes Ausrufezeichen setzen:
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